Die neue russische Raumstation soll in einer solchen Umlaufbahn eingesetzt werden, die die Beobachtung der gesamten Erdoberfläche, vor allem der Arktis, ermöglichen wird. Die entsprechenden Unterlagen legte der Raumfahrtkonzern „RKK Energija“ dem Rat für den Weltraum der Russischen Akademie der Wissenschaften (RAN) vor.
Demnach sind zwei Arten von Bahnneigungen möglich – 72 und 98 Grad, wobei die zweite Option zum ersten Mal vorgeschlagen wird, heißt es in den der Agentur RIA Novosti zur Verfügung stehenden Materialien. Eine Neigung von 72 Grad ermögliche es, die Erdoberfläche bis zu einem Breitengrad von etwa 80 Grad zu beobachten, was auch für die Route des Nördlichen Seeweges gelten werde. Bei 98 Grad werde ein umfassender Anblick der Erde möglich sein, so die Forscher.
Wie der russische Raumfahrt-Experte Andrej Ionin von der Ziolkowski-Akademie für Kosmonautik gegenüber RIA Novosti erläuterte, würden bei der Neigung von 98 Grad die Polarregionen vollständig sichtbar sein. Dabei würden für die Überwachung der arktischen Gebiete Satelliten mit einem Gewicht von 15 Kilogramm ausreichen, hieß es.
„Dies wird ein globaler Hype sein. Niemand hat jemals Stationen unter Berücksichtigung solcher Neigungen gestartet. Solche Umlaufbahnen sind erforderlich, um die Erde zu beobachten. Sie sind praktisch, da sich die Sonne ständig in einem bestimmten Winkel befindet - dies wird als sonnensynchrone Umlaufbahn bezeichnet - und die Ausrüstung für die Aufnahmen nur einmal angepasst werden muss“, sagte der Wissenschaftler.
Im Oktober berichtete der erste stellvertretende Chefkonstrukteur von „RKK Energija“, Wladimir Solowjow, dass das Design der neuen Raumstation dem der Orbitalstation „Mir“ ähneln werde. Sie werde aus mindestens fünf Modulen bestehen, einschließlich eines kommerziellen Moduls für vier Weltraumtouristen. Zudem werde es dort zwei große Bullaugen und WLAN geben.
Es ist geplant, die Module mit den Trägerraketen Angara-A5 vom Kosmodrom Plesetsk oder Wostotschny in den Orbit zu bringen. Die Module selbst werden auf der Grundlage des geplanten wissenschaftlich-energetischen Moduls der Internationalen Raumstation (ISS) erstellt. Darüber hinaus ist vorgesehen, regelmäßig ein frei fliegendes, als Produktionslabor ausgelegtes Modul an die Station anzudocken, das mit einer Rakete Sojus-2.1b von Plesetsk oder Wostotschny aus gestartet werden soll.
Im Mai hatte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, verkündet, Russland werde nach 2030 eine neue erdnahe Orbitalstation errichten.
Die „Mir“ war eine von der Sowjetunion erbaute bemannte Raumstation, die von 1986 bis zu ihrem kontrollierten Absturz 2001 die Erde umkreiste. Nachdem die "Mir" in den ersten Jahren nur von der Sowjetunion und den mit ihr verbundenen Ostblockstaaten genutzt wurde, gab es, wie schon bei der Raumstation "Saljut 7" zuvor, auch Kooperationen mit anderen Staaten.
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