Sie ging aus dem „Space Race“ der Supermächte hervor, ist das bislang größte Konstrukt der Menschheit im Weltall und wird seit nunmehr 20 Jahren von Kosmonauten bewohnt. In dieser bewegten Zeit haben viele Experimente an Bord der Internationalen Raumstation stattgefunden und viele Module angebracht.
Die internationale Raumstation (ISS) feiert Jubiläum: Am 2. November 2000 erreichte mit Juri Gidsenko, Sergej Krikaljow und William Shepherd die erste Langzeitcrew die Raumstation, um bis März 2001 auf dieser zu bleiben. Damit ist das internationale Megakonstrukt im All seit 20 Jahren bewohnt.
Damals war die Raumstation noch rudimentär und wurde im Lauf der Zeit durch immer weitere Module ergänzt. Für die Erweiterung wurden über 200 Außenbordeinsätze durchgeführt und insgesamt 240 Menschen aus 19 verschiedenen Ländern haben längere Zeiträume in einer Höhe von etwa 400 Kilometern auf der ISS verbracht.
Zahlreiche wissenschaftliche Experimente
Im Inneren der Raumstationen wurden in den 20 Jahren viele wissenschaftliche Experimente durchgeführt. Beim „Immuno 2“-Experiment stehen die Kosmonauten selbst im Mittelpunkt. Bei ihnen wird untersucht, wie Stress auf das Immunsystem wirkt und welche psychische Erkrankungen Stress auslösen kann. Die ISS mit ihrer Isolation, Schwerelosigkeit und dem unregelmäßigen Schlaf bietet sehr gute Voraussetzungen für die Auswirkungen einer stressreichen Umgebung.
Neben der Erforschung von diversen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson, Krebs, Asthma und Herzkrankheiten unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit wurde auch die Überlebensfähigkeit von Bakterien im Weltall im „Biologischen Mars-Experiment“ untersucht, mit dem Ergebnis: Bakterien können Weltallbedingungen überstehen.
Die ISS spielt aber auch eine Rolle für die Beobachtung der Erde. Im deutsch-russischen Projekt „Icarus“ werden Bewegungen von Vögeln, die mit Sensoren ausgestattet wurden, von der Raumstation aus großflächig verfolgt. Mit dem Experiment sollen die Auswirkungen des Klimawandels auf das Verhalten der Tiere sowie die Ausbreitung von Epidemien wie der Vogelgrippe untersucht werden.
Auch physikalische Forschung findet auf der Raumstation statt. Zum Beispiel werden im Experiment „Cold Atoms Lab“ erforscht, wie Navigationssysteme und Atomuhren verbessert werden können. Dazu werden Wolken von Rubidium- und Kaliumatomen erzeugt, die dann mit Laserlicht gebremst werden, bis ein sogenanntes „Bose-Einstein-Kondensat“ entsteht. Da dieses Konglomerat aus Atomen unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit länger besteht, wird es auf der ISS erforscht.
Vom „Space Race“ zur Zusammenarbeit
Vom ersten Menschen im Weltall bis zur ISS war es allerdings ein weiter Weg. Während die USA ihren Mondmissionen den Vorrang gaben, schickte die Sowjetunion 1971 mit „Saljut-1“ ihre erste Raumstation in den Erdorbit, die 24 Tagen mit einer Crew besetzt war und später in der Erdatmosphäre verglühte. Zwei Jahre später schickten die USA die Station „Skylab“ ins All, die acht Monate besetzt war. Nach weiteren Saljut-Raumstationen brachte die Sowjetunion wiederum 1986 die Raumstation „Mir“ ins All. Eine enstprechende ständig bemannte Station der USA namens „Freedom“ konnte aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden.
Stattdessen wurde das Konzept nach dem Ende des Kalten Kriegs in eine Kooperation mit Russland integriert, das den Namen ISS trägt und an dem in der Folge auch 13 weitere Länder mitwirken sollten.
Mittlerweile ist die Station in die Jahre gekommen, nutzbar soll sie aber noch bis mindestens 2030 sein und auch über die Forschung hinaus für Weltraumtouristen sowie auch eventuell einen Filmdreh geöffnet werden. Ab Ende 2021 könnte die ISS um ein privates Wohnmodul erweitert werden, das zu einer privaten Raumstation ausgebaut sich schließlich von der ISS trennen könnte. Darüber, wie lange die ISS noch in Betrieb bleibt, entscheidet nicht zuletzt die Frage nach der Finanzierung, denn die Station ist extrem kostenintensiv.
vr
(Quelle: Sputnik Deutschland / Copyright © Sputnik)