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Die Schwergewichte des Weltalls treffen die Erde nur wenige Male in Millionen von Jahren – und es droht so bald keine Kollision. Anders sieht es bei kleineren Asteroiden aus. Wie gut kennt die Menschheit ihr Umfeld und wie gut ist sie gegen die Himmelskörper geschützt? Ein Interview mit einem Asteroiden-Forscher anlässlich des Welt-Asteroiden-Tags.

Kein Monat vergeht ohne eine Asteroiden-Warnung. Aber nicht jede der vielen Warnungen da draußen ist gleichermaßen ernstzunehmen. Viele von ihnen stammen von Hobbyastronomen und Medienschaffenden, die die Nasa-Überwachungssysteme für erdnahe Objekte durchforsten. Seltener melden sich auch die Nasa oder andere Weltraum-Institutionen zu Wort, aber auch da handelt es sich in der Regel um kleinere Objekte, die überdies mit sehr geringen Einschlagswahrscheinlichkeiten verbunden sind.

Millionen Bäume weggefegt: Tugunska-Ereignis gibt den Tag vor

Doch aus der Erdgeschichte sind auch Fälle bekannt, die nicht so glimpflich verlaufen sind. Der wohl berühmteste Fall ist der Asteroid, der den Chicxulub-Krater im heutigen Mexiko vor 66 Millionen Jahren hinterlassen und die Auslöschung der Dinosaurier befördert hat. Aber auch aus der jüngsten Weltgeschichte gibt es Beispiele wie den Asteroiden über der sibirischen Tugunska-Region, der am 30. Juni 1908 Millionen von Bäumen durch seine Druckwelle wegfegte. Im Jahr 2013 sorgte dann ein weiterer Asteroid über der russischen Stadt Tscheljabinsk für Sensation und Schrecken in einem, denn seine Druckwelle brach Fensterglas und verletzte so 1500 Bewohner der Stadt – und niemand hatte ihn kommen sehen.

Auf diese Gefahr von oben soll der Welt-Asteroidentag aufmerksam machen, der diesen Dienstag zum sechsten Mal begangen wird. Anlässlich des Tugunska-Ereignisses hatten die Vereinten Nationen im Jahr 2015 diesen Tag auf den 30. Juni festgelegt.

Seltene Ereignisse: „Brauchen keine schlaflosen Nächte haben“

„Glücklicherweise haben wir in der Geschichte wenig Schaden durch Asteroiden erlebt“, betont Alan Harris, Asteroidenforscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Sputnik-Gespräch.

„Aber wir wissen jetzt durch Beobachtungen, durch unsere moderne Astronomie und Teleskoptechnik, dass die Gefahr real ist. Und es gibt sehr viel größere Objekte als den Tscheljabinsk-Meteor am Himmel, bis hin zu ein paar Kilometer Durchmesser, die die Erde treffen könnten. Es ist ein sehr geringes Risiko, wir brauchen keine schlaflosen Nächte zu haben. Aber wenn es doch passiert, sind die möglichen Folgen gravierend. Es könnte eine sehr große Katastrophe sein.“

Dass allerdings ein für unseren Planeten bedrohlicher Asteroid in unsere Nähe kommt, ohne dass wir rechtzeitig Bescheid wissen, ist nahezu ausgeschlossen. Am Beispiel eines Objekts mit einem Kilometer Durchmesser erklärt Harris:

„Das erwarten wir ein paar Mal alle Millionen Jahre, dass ein solches Objekt die Erde treffen würde. Wir wissen außerdem aufgrund unserer Suchprogramme, dass mindestens auf hundert Jahre in die Zukunft nichts von dieser Größe die Erde bedrohen kann.“

Dem liegen laut dem Forscher Untersuchungen von Einschlagskratern auf der Erde und auf der Mondoberfläche zugrunde. Durch statistische Analysen der erhobenen Daten wird die seltene Häufigkeit solcher Einschläge ermittelt. Auch bei Objekten von etwa 100 Metern Durchmesser ist die Wahrscheinlichkeit nicht eben hoch:

„Ein solches Objekt könnte einen großen Teil Deutschlands vernichten. Es würde einen Krater erzeugen, es würde sehr viel Material in die Luft schleudern. Aber auch da haben wir die Wahrscheinlichkeit von einem Einschlag von etwa einem Prozent pro Jahrhundert“, betont der Asteroiden-Forscher.

Im Blick behalten sollte man solche Objekte dennoch, genauso wie ihre kleineren Geschwister, denn auch ein 50 Meter messender Asteroid kann „im schlimmsten Fall eine Großstadt komplett zerstören“. Hier ist laut Harris mit einem Einschlag alle tausend Jahre zu rechnen. „Die Daten zeigen, dass es sinnvoll ist, sich Gedanken zu machen, wie wir so etwas vermeiden können. Wir haben jetzt eine sehr dicht besiedelte und hochvernetzte Welt. Wir können was dagegen machen und müssen was dagegen machen.“

Himmel wird täglich gescannt: „Kennen die Bahnen auf Jahrzehnte voraus“

Was wird dagegen gemacht? Zunächst einmal werden täglich Beobachtungsdaten erhoben. „Ein Netzwerk von Teleskopen, hauptsächlich von den USA betrieben, scannt den Nachthimmel fast jede Nacht ab“, bemerkt der Astronom. Dabei stößt man laufend auf Objekte, die sich relativ schnell bewegen. Der Vorgang ist automatisiert und die Betreiber schauen sich die Daten am Folgetag genauer an. „Erdnahe Objekte, die die Erdbahn kreuzen können, werden an eine zentrale Stelle, das Minor Planet Center in Cambridge, Massachusetts, weitergeleitet. Dort wird ihnen auch die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags zugeordnet“, so Harris.

Dieses Netzwerk erfasst Objekte bis zu 100 Metern hinab sehr zuverlässig und kennt ihre Bahnen auf Jahrzehnte voraus, hier ist mit keinen Überraschungen zu rechnen. Aber nach unten hin ist es bislang noch etwas ungenau:

„Wir werden immer wieder überrascht von Objekten, die wir bisher nicht entdeckt haben. Das sind in der Regel die kleineren Objekte. Die sind schwieriger zu entdecken, weil die nicht so viel Sonnenlicht reflektieren. Da könnten wir vielleicht eine Überraschung erleben wie 2013 bei Tscheljabinsk.“

Im Zweifel von der Bahn ablenken: Kinetische Einschlagsmanöver

Neben den Beobachtungen wird auch an aktiven Eingriffen ins Geschehen geübt. So plant die Nasa für 2021 die DART-Mission. DART steht dabei für „Double Asteroid Redirection Test“ und der Name beschreibt schon, worum es geht: Mit einer Raumsonde soll in ein Doppelasteroidsystem eingegriffen und dieses von seiner ursprünglichen Bahn abgelenkt werden. Ziel des kinetischen Einschlags ist dabei der 160 Meter messende Mond des Hauptasteroiden Didymos mit 780 Meter Durchmesser. Die Ablenkung des Mondes kann von der Erde aus beobachtet werden, da der Mond sich immer wieder vor den Asteroiden schiebt. Eine Veränderung dieser Umrundung kann mit optischen Teleskopen gemessen werden.

Asteroiden: Fundgruben für Edelmetalle und Zeugen der Urzeit

Aber Asteroiden sind nicht nur die stille Gefahr aus dem Weltall. Zum einen interessieren sich verschiedene Länder vermehrt für einen künftigen Abbau der Edelmetalle, die sie an ihrer Oberfläche tragen. Außerdem eignen sich die wasserreichen Vertreter unter ihnen als Tankstellen für Raumfahrzeuge, da aus dem Wasser durch Elektrolyse Raketentreibstoff hergestellt werden kann. Und schließlich sind sie auch Zeugen der Urzeit des Universums und als solche für die Forschung von größtem Interesse: „Asteroiden sind verwandt mit den allerersten Objekten, die im Sonnensystem entstanden sind. Das war die sogenannte Protoplaneten, kleine Objekte, Planetenbildung. Wir können von ihnen sehr viel über die Entstehung und Entwicklung des Sonnensystems und Leben lernen“, so Harris.

(Quelle: Sputnik Deutschland / Copyright © Sputnik)

 

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