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Die steigenden Temperaturen auf der Erde werden in Berlin-Brandenburg dramatische Folgen haben. Das Umweltbundesamt stuft Ostdeutschland mit Berlin im Zentrum als "besonders stark verwundbare Region" ein. Das Amt prognostiziert extrem trockene Sommer und Überschwemmungen im Winter, ganze Arten sterben aus.

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Frank Wechsung
PIK

Frank Wechsung vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung fürchtet extremes Niedrigwasser in den Flüssen der Region. Es drohe dann eine "Wasserkonkurrenz" zwischen der Landwirtschaft und anderen Nutzern. Vor allem die flache Spree sei vom Austrocknen bedroht. "Im Spreewald im Juli werden wir Probleme bekommen", sagte Wechsung gestern vor dem Umweltausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei. PDS) sagte, ab 2035 drohe Wassermangel. Der Experte Wechsung riet, Berlin solle seine "Präferenz für Spreewasser reduzieren" und sein Wasser eher aus der Havel oder sogar aus der Oder beziehen. Der Notstand drohe aber nur für Brauchwasser in der trockenen Jahreszeit. Die Trinkwasservorkommen seien nicht gefährdet.

Klaus Müschen vom Bundesumweltamt sagte, bis 2080 würden durch den Klimawandel bis zu 50 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten in Deutschland verschwinden. Die zunehmende Hitze im Sommer werde vor allem alten und kranken Menschen gesundheitliche Probleme bereiten.

Die Temperaturen steigen nach Expertenschätzung im Vergleich zu heute bis 2040 um 1,5 bis zwei Grad an. In der Berliner Innenstadt sei eine weitaus höhere Steigerung möglich. Müschen erklärte, es sei denkbar, dass die Region wegen des Anstiegs des Meeresspiegels Klimaflüchtlinge etwa aus Holland und anderen tiefliegenden Regionen aufnehmen müsse.

An der Rummelsburger Bucht soll ein neues Kraftwerk entstehen
Die Abgeordneten forderten, auf ein neues Steinkohlekraftwerk, wie Vattenfall es plant, zu verzichten.

Unterdessen wurde gestern Deutschlands größtes Niedrig-Energiehaus eröffnet. Es steht ausgerechnet in einem Berliner Plattenbaukiez, an der Schulze-Boysen-Straße 35/37 in Lichtenberg. Das 18- und 21-geschossige Doppelhochhaus mit 295 Wohnungen und 18000 Quadratmeter Wohnfläche war im Zuge einer Komplettsanierung zu Berlins erstem Niedrig-Energiehaus dieser Größenordnung umgerüstet worden.

Durch den Einbau innovativer Heiz- und Lüftungstechniken wird der Energieverbrauch in dem Gebäudekomplex um mindestens 30 Prozent gesenkt, erwartet das Management der Wohnungsbaugesellschaft Howoge. Sogar bis zu 50 Prozent seien möglich, hofft das Unternehmen. Die Howoge hat dieses Pilotprojekt im Rahmen eines bundesweiten Modellvorhabens gemeinsam mit der Deutschen Energieagentur und dem Bundesbauministerium umgesetzt.

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Ingeborg Junge-Reyer (SPD)

Die einjährige Sanierung des 1974 errichteten Plattenbaus kostete 8,5 Millionen Euro. Davon entfallen allein 1,9 Millionen Euro auf Energie sparende Neuerungen. Die Howoge nahm dafür auch zinsverbilligte Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Anspruch, die mit einem Programm eine effizientere Energienutzung in Gebäuden fördert.

Für Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) leistet die Howoge damit "als intelligenter und mutiger Bauherr nicht nur einen Beitrag, den Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids in der Stadt zu verringern". Es würden dadurch auch Energiekosten gespart, die die Mieter mittelfristig als Entlastung "im Portemonnaie spüren" würden. Nach Howoge-Angaben zahlen die Mieter zwar nach der Sanierung eine monatliche Modernisierungsumlage von 77 Cent pro Quadratmeter, sparen aber bei den Betriebskosten schon jetzt durchschnittlich 53 Cent ein.

Stand: Dienstag, 13. März 2007, 08:23 Uhr

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