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Ist die Struktur des DARC noch zeitgemäß?

Im DARC liegt einiges im Argen. Die Mitgliederzahlen fallen ständig, ein großer Teil der verbleibenden Mitglieder sind mit dem Club und der Führung unzufrieden. Die Clubführung streitet um den richtigen Weg, den DARC aus der Krise zu bringen. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass die Distriktsvorsitzenden mal Farbe bekennen. Wo stehen sie, welche Ideen haben sie für den Club, wohin möchten sie den DARC entwickeln. Das Ganze muss natürlich im Einklang mit der Mehrheit der Mitglieder geschehen. Da es sich um komplexe Vorgänge handelt, ist es schlecht möglich, jede Einzelentscheidung durch eine Mitgliederbefragung absichern zu lassen. Wichtig ist vielmehr, dass ein DV seinem Distrikt die Strategie erklärt, die er verfolgt. Wichtig ist außerdem, dass er aus dem Distrikt Rückmeldungen bekommt, ob die große Linie stimmt. Detailfragen werden erst später geklärt, zuerst muss einmal der Weg klar sein.

Ich möchte jetzt für den Distrikt Hessen mal den Aufschlag machen. Ich bitte, dieses Diskussionspapier als meine Meinung in der Funktion des DV Hessen zu werten. Ich habe noch die Aufgabe des Amateurratssprechers im DARC. Es ist die Aufgabe des AR-Sprechers, für eine bessere Kooperation von Amateurrat und Vorstand und für eine schnelle Kommunikation innerhalb des AR zu sorgen. Es gibt aber AR-Mitglieder, die legen das so aus, dass der AR-Sprecher keine eigene Meinung haben darf, sondern sich auf die Moderation der anderen Meinungen zu beschränken hat.

Wir haben meines Erachtens zur Zeit drei Problemfelder:

1) Die Struktur des DARC unterhalb der Distriktsebene
2) Die Vertretung der Mitgliederinteressen
3) Die Geschäftsstelle

Im Einzelnen:

1) Die Struktur des DARC unterhalb der Distriktsebene

Es gibt derzeit mehr als 1000 Ortsverbände in Deutschland. Die Spannbreite reicht von ganz kleinen Gruppen mit weniger als 10 Personen bis hin zu großen Ortsverbänden mit mehr als 100 Mitgliedern. Auffällig ist, dass in der Regel die ganz kleinen Ortsverbände völlig überaltert sind und - auch aufgrund ihrer Größe - nichts veranstalten können, um neue Mitglieder zu gewinnen. Unglücklicherweise besteht eine tiefe mentale Bindung an den OV, so dass der Versuch einer grundsätzlichen Änderung entweder den Organisator das Amt kostet oder einfach so scheitert. Ich habe lernen müssen, die OV-Struktur ist heilig, Änderungen gehen nicht (von wenigen Ausnahmen abgesehen).

Dies vorausgesetzt habe ich eine Strategie entwickelt, die beides ermöglichen soll. Einerseits die alte Struktur behalten, andererseits eine neue parallele Struktur ermöglichen. Der Sinn dahinter ergibt sich, wenn man auf die Altersstruktur insbesondere der kleineren Ortsverbände schaut. Die sind in 10 bis 15 Jahren einfach nicht mehr da - ohne dass jemand austritt. Ich glaube daher, dass die Zukunft in Gruppen liegt, die sich einer oder mehrerer Spielarten unseres vielfältigen Hobbies verschrieben haben. Conteste, HAM-Net, ATV, ARDF sind nur einige Beispiele. Wir müssen daher eine Struktur schaffen, die es uns erlaubt, dass solche Gruppen oder Vereine - sofern sie eine zum DARC passende Satzung haben - Mitglied im DARC werden können. Die Mitglieder dieser Vereine wären dann ebenfalls Mitglieder des DARC ohne extra in einem OV sein zu müssen. Um die Rechte der Mitglieder zu wahren, könnte man diese Vereine in einem "Distrikt" ohne Gebietsbindung zusammenfassen. Die einzelnen Vorsitzenden ("OVVe") wählen dann einen DV.

Etwas komplizierter ist die Frage der Finanzierung. Einfach den DARC-Beitrag pro Mitglied eines Vereins zu verlangen, geht vermutlich nicht. Verschenken kann der DARC seine Arbeit auch nicht - auch Lobbyarbeit kostet. Wichtig ist mir aber, dass man sich damit befasst und über so eine Struktur diskutiert. Und noch einmal: Die alte Struktur soll damit nicht abgelöst werden, die erledigt sich von selbst. Es soll eine Vorbereitung auf das sein, was uns in 10 oder 15 Jahren erwartet.

2) Die Vertretung der Mitgliederinteressen

Die derzeitige Struktur erweist sich zunehmend als unflexibel und manchmal eher rückwärts- als vorwärtsgerichtet. Das liegt daran, dass manche DVe die Doppelrolle - Vertretung der Distriktsinteressen / Vertretung der Verbandsinteressen - nicht oder nur unvollständig beherrschen. Darüber hinaus ist es mühsam, in einer Runde von 24 Personen Sachfragen zu klären, vor allem in der Öffentlichkeit. Das liegt daran, dass manch einer meint etwas sagen zu müssen, nur um was zu sagen, vor allem, wenn es öffentlich ist. Daher wäre meine Idee, den AR zu einem richtigen Aufsichtsrat zu verkleinern. Es sollte reichen, wenn ihm zwischen fünf und zehn Mitglieder angehören. Sie sollten für maximal zwei Jahre gewählt werden und dann erst wieder gewählt werden können, wenn alle anderen Distrikte jemanden in den AR geschickt haben. Dabei sollte gleichzeitig über eine mögliche Trennung der Funktion DV/AR nachgedacht werden.

Ich bin ziemlich sicher, dass mir einige meiner AR-Kollegen für diese Idee die Pest an den Hals wünschen. Aber wir arbeiten jetzt ziemlich erfolglos seit zehn Jahren am Patienten DARC. Irgendwann ist mal Schluss mit lustig und es müssen konkrete Vorschläge auf den Tisch, wie man den Verein wieder steuerbar macht. Es kann sein, dass das so nicht die beste Idee ist, aber Alternativen habe ich bisher auch nicht gehört und deshalb soll es ja diskutiert werden.

Ein weiteres Instrument zur Vertretung der Mitgliederinteressen sind Mitgliederbegehren. Sie waren vom Vorstand für die Herbstversammlung 2010 als Antrag geplant. Doch bei der Verhandlung mit einem AR-Ausschuss wurde das Kriterium zur Zulassung sehr hoch gelegt (4000 Stimmen, schriftlich einzureichen), so dass der eigentliche Sinn des Antrages für den Vorstand nicht mehr gegeben war. Daher hat er ihn gar nicht gestellt. Ich bin der Meinung, dass die Messgröße für ein Mitgliederbegehren die Mitgliederanzahl des kleinsten Distriktes sein soll. Denn wenn die Mitglieder eines Distriktes etwas wollen und in der Distriktsversammlung einen Antrag durchbringen, dann kommt er in die Mitgliederversammlung, auch wenn der DV das nicht will.

Beide Punkte, die ich hier genannt habe, lassen sich im Amateurrat nur mit großer Mühe besprechen, es wäre hier wirklich gut zu wissen, ob der Distrikt hinter mir steht oder auch nicht.

Was ich im Übrigen nicht möchte: Ich bin kein Fan von Basisdemokratie in der Form, dass alle Entscheidungen den Mitgliedern vorgelegt werden. Meine bisherige Arbeit im DARC hat mir gezeigt, dass viele Funkamateure ihr Teilgebiet des Amateurfunks, das sie besonders intensiv betreiben, ziemlich kompromisslos über alles stellen. Man kann aber eine Clubpolitik nicht da nach ausrichten, wer gerade am lautesten schreit, sondern muss immer versuchen, möglichst vielen Interessengruppen gerecht zu werden. Natürlich wird es immer wieder Dinge von grundsätzlicher Wichtigkeit geben. Bei solchen Fragen wäre es zu diskutieren, ob wir nicht nur ein Mitgliederbegehren, sondern auch noch einen Mitgliederentscheid einführen. Aber es bleibt dabei die Gefahr, dass sich dabei nur diejenigen engagieren, die etwas durchsetzen möchten und damit die stumme Mehrheit überstimmen. Weiterhin glaube ich, dass uns eine Delegiertenversammlung auch nicht weiterbringt. Wenn ich schon der Meinung bin, dass ein Gremium von 24 Personen zu groß ist, dann ist es eine Delegiertenversammlung mit (Stand heute) 84 Personen erst recht. Dies sind jedoch Details, die in ein Konzept stimmig eingearbeitet werden müssten. Wenn bei diesem Abrunden und in der Diskussion mit den Mitgliedern zum Beispiel eine Delegiertenversammlung herauskommen würde, würde ich auch diese Entscheidung mit tragen.

3) Die Geschäftsstelle

Wir leben seit Jahren mit dem Problem sinkender Mitgliederzahlen. Leider sind die Mitgliedsbeiträge so gut wie die einzigen Zuwendungen, die wir haben, um den Service für die Mitglieder aufrecht zu erhalten. Wollen wir den gleichen Service den Mitgliedern weiterhin bieten, gibt es folgende Alternativen:

a) permanent die Beiträge zu erhöhen
b) die Produktivität in der Geschäftsstelle derart zu steigern, dass mit dem Weniger an Einnahmen
die gleichen Leistungen erbracht werden können.
Alternativ bleibt natürlich c) das Leistungsangebot zu reduzieren.

Unglücklicherweise war es in der Vergangenheit oft so, dass Versuche, die Produktivität zu steigern, von einigen Mitarbeitern in der GS als Angriff auf ihre persönliche Freiheit gewertet und entsprechend bekämpft wurden. Sie fanden auch noch Mitglieder des AR, die sich deren Anliegen zu eigen machten und darauf die entsprechenden Vorstände soweit bekämpften, bis diese letztendlich zurücktraten. Das muss aufhören. Ich versuche seit langem in der GS zu vermitteln, dass einige aus dem AR zusammen mit dem Vorstand beliebige Mengen an Zeit investieren, um dafür zu sorgen, dass die Mehrheit der Mitarbeiter in der GS auch übermorgen noch einen Job hat. Wir machen das freiwillig, ehrenamtlich, in unserer Freizeit. Neben einem Job, neben der Familie oder vielleicht noch anderen Hobbies. Es ist wirklich nur begrenzt spaßig, wenn man erlebt, wie alle guten Versuche immer wieder unterlaufen und zurückgewiesen werden - zum Teil mit Unterstützung aus dem AR.

Wir brauchen also einen Vorstand, der sich intensiv um die GS kümmert und die Produktivität dort der Jetztzeit anpasst - leider müssen wir gerade einen der fähigsten Köpfe aus unseren Reihen auf diesem Gebiet ziehen lassen.

Ich könnte mir das jetzt so vorstellen, dass die GS sich auf die Dinge konzentriert, die direkt mit den Mitgliedern zu tun haben (also Auskünfte, QSL-Karten, Verbandsbetreuung). Alle andere Arten von Dienstleistungen sollten in ein gewinnorientiertes Unternehmen, wie es beispielsweise die DARC Verlag GmbH jetzt schon ist, überführt werden. Diese Dienstleistungen würden dem DARC in Rechnung gestellt und man kann im Laufe der Zeit über eine Reduzierung der Kosten nachdenken. Ein Vorstand müsste das als Aufgabe bekommen, mit dem Versprechen, dass man ihm nicht reinredet, bis ein vereinbarter Zeitraum abgelaufen ist.

Im Prinzip haben wir so etwas mit IT-Services gemacht. Bevor die Umorganisation begonnen wurde, hat der (damals) stellvertretende Verlagsleiter die Verlags IT "so nebenbei" gemacht, es gab zwei Mitarbeiter für die IT der GS und es gab den Stab IT-Services für den Rest (Web-Services, E-Mail, usw.). Nach der Umorganisation gibt es nur noch die zwei Mitarbeiter der GS, die in den Verlag gewechselt sind. Die beiden betreuen alles. Warum geht das? Weil wir in der GS mit dem Wechsel der Mitarbeiter in den Verlag ein eindeutiges Auftragsverhältnis geschaffen haben. Die PCs der Mitarbeiter waren plötzlich nicht mehr individuelle Spielzeuge, sondern Standardrechner, die wesentlich einfacher zu warten waren. Dadurch konnte der Aufwand für die beiden Mitarbeiter so weit reduziert werden, dass die anderen Aufgaben zusätzlich erledigt werden können, ohne dass es für die Mitglieder zu Qualitätseinbußen kommt. Es ist ausgesprochen schade, dass diese Vorgehensweise von Teilen des AR immer noch bekämpft wird.

Alle hier aufgeführten Dinge müssen angegangen werden und zwar jetzt. Zeit haben wir nicht mehr. Wir haben bereits ein weiteres Jahr verloren und jetzt haben wir nach erfolgreicher Keilerei durch einige AR den fähigsten Mann für die dringend notwendige Umstrukturierung verloren.

Ein Teil des AR wirft mir eine zu große Nähe zum Vorstand vor, eine Nähe zu dem Vorstand, den ich zum Teil überredet habe, für das Amt zur Verfügung zu stehen. Man hat anscheinend von mir erwartet, dass ich den Vorstand sofort nach seiner Wahl schlecht finde, wie es überhaupt das Selbstverständnis von Teilen des AR ist, den Vorstand generell für unfähig zu halten. Dies hat nicht funktioniert. Es wird beliebig schwierig, diesen Weg im DARC zu gehen, ich bin bereit mich dafür einzusetzen, vor allem dann, wenn ich weiß, dass der Distrikt hinter mir steht. Wenn ich das Gefühl bekomme, dass im Distrikt alles für Blödsinn gehalten wird, was ich hier beschrieben habe und dass man am besten alles so lassen sollte wie es ist, dann werde ich die hier skizzierte Linie nicht weiterverfolgen.

Ich wünsche allen Lesern ein frohes, ruhiges und friedliches Weihnachtsfest.

Thomas, DL3EL
DV Hessen

(Quelle: Hessenrundspruch 37/10)
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