Sicher können sich noch alle an den OV-Abend erinnern, als uns der QRP-Peter (DL2FI) besuchte und einen Vortrag über QRP hielt.
Mich steckte er damals mit dem QRP-Virus an, so daß ich mir einen Bausatz für einen 40m-QRP-Transceiver bestellte.
Mein Eifer wurde dann sehr schnell gebremst, als ich diesen Bausatz aufgebaut hatte, dieser aber mit meinen Mitteln nicht zum funtionieren zu bringen war.
Einige Zeit ging ins Land, inzwischen war ich umgezogen, hatte dadurch weniger Zeit, mich mit kleinen Bausätzen zu befassen. Der große "Bausatz", meine Wohnung mußte erst fertig werden.
Letztes Jahr zum Insel-Treffen auf Rügen war der Peter wieder zu einem Vortrag anwesend. Er stellte ein kleines Kästchen mit Namen SST, etwa so groß wie eine Zigarettenschachtel vor. Die Daten klangen super, Superhet-Empfänger mit gezogenem VXO, Quarzfilter und 2 Watt Sendeleistung. Im März-Heft des "Funkamateur" erschien dann der Testbericht zu diesem als Bausatz erhältlichen Gerät. Mein Entschluß stand fest, so ein Teil willst Du auch haben.
Dann ging es schnell, angerufen und eine Woche später konnte ich den Bausatz abholen. In der Zwischenzeit hatte ich auch erfahren, daß der Andy, DL7UAW sich auch bereits so ein Teil besorgt und aufgebaut hatte.
Unser nächster Rügenaufenthalt war noch eine Woche hin, die beste Gelegenheit also, so eine neue Schachtel zu testen.
Also nutzte ich einen freien Tag, heizte den Lötkolben an und los ging es. Nach etwa 6 Stunden Bauzeit (zwischendurch mußte ich einige Besorgungen machen) war der eigentliche Aufbau erledigt. Zum Abgleich verband ich das Teilchen mit meiner für 20m modifizierten DV27LC. Die zu empfangenen RTTY-Signale wurden auf maximale Lautstärke abgeglichen. Anhand dieser Signale und einem vorhandenen Bandplan wußte ich dann, daß der Empfänger zu weit oben arbeitet. Also Lötkolben noch einmal angeheizt und die Kapazitätsdiode gegen den mitgelieferten Alternativtyp ausgetauscht.
Auf Rügen war dann eigentlich Andy der aktivere Tester. Ich nutzte die guten DX-Bedingungen lieber mit der "großen" Station um etwas für den DXCC-Stand zu tun.
In einer Pause, als Torsten, DF7UFO an der Station zu Gange war, warfen Andy und ich einen etwa 10 Meter langen Draht in einen Baum. Ein weiterer 10 Meter langer Draht wurde auf dem Boden ausgelegt. Nicht gerade die ideale Antenne aber der MFJ paßte dieses Gebilde problemlos an. Andy brauchte nicht lange rufen, da meldete sich eine RA6-Station. Für den Anfang sicher nicht schlecht.
Ich habe zwischendurch einige Male mit meinem Gerät und der aufgehängten FD4 gerufen, aber zu einem QSO hat es nicht gereicht, den Grund dafür sollte ich einige Tage später erfahren.
Am Samstagabend saßen wir im Bungalow bei einer Flasche Schwarzbier. Andy hängte den SST in einer "Schaffenspause" an die FD4, hörte eine Weile und morste auch etwas. Torsten und ich unterhielten uns über andere Sachen als Andy plötzlich jubelnd die Kopfhörer von den Ohren riß und freudestrahlend sagte: "Ich hab gerade Japan mit 2 Watt gearbeitet." So hatte der Japan International DX Contest sein Gutes, Contester hören auch auf schwache Stationen und meist ist kein Pile-up. Wer weiß, ob das QSO sonst zustande gekommen wäre.
Etwa 2 Wochen später war ich im Altenburger Land bei meinen Eltern mal wieder zu Besuch. Solche Wochenenden nutze ich dann meist auch, um bei Jens, DL3AWB aus meinem früheren OV X40 vorbeizusehen.
Jens hat inzwischen einen FB33 auf dem Dach. Da ich noch nie einen Beam am Empfänger hatte, war ich sehr neugierig, welcher Unterschied sich zu einer Drahtantenne ergibt. Einfach gewaltig...!
Jens war natürlich auch neugierig auf den SST, ich hatte ihm schon via Packet von unserem Rügenaufenthalt berichtet.
Also SST an die Antenne geklemmt und eingeschalten. Nichts zu hören im Kopfhörer, nicht mal ein Rauschen. Jens dachte schon, das Gerät ist kaputt, aber er hatte einfach nur eine saubere freie Frequenz eingestellt.
Beim Weiterdrehen waren einige Stationen zu hören, LA8QJA im QSO mit RA9AM, UA9OWG rief CQ und LA9VJA war auch in einem QSO.
Also erst mal die Antenne abstimmen. Irgendwo war der Wurm drin, der MFJ brachte kein akzeptables SWR zustande.
Nochmal den IC 706 an den Tuner und Antenne abgestimmt, ging einwandfrei.
Mit dem SST war dann die Stehwelle wieder nicht akzeptabel. Hatte ich den Sender etwa falsch abgeglichen? Es sind ja eigentlich nur 2 Trimm-C's zum Abgleichen, sollte ich da einen Fehler gemacht haben?
Das Empfänger-C war auf Maximum, also in Ordnung. Aber das Sender-C stimmte natürlich nicht, dann brauchte ich mich auch nicht wundern über das SWR.
Nach dem erneuten Abgleich stimmte das SWR und es gingen recht genau 2 Watt zur Antenne.
Nun wollte ich es wissen. LA9VJA rief wieder CQ. Also meldete ich mich.
Ingar gab mir 579 mit qrm, na bitte geht doch. Ich gab ihm 599 (war zwar geschätzt aber sicher nicht gelogen), dann natürlich Name und Qth, und zum Schluß konnte ich es mir nicht verkneifen, auch gleich "pwr is only 2 wtts" zu übermitteln.
In seinem nächsten Durchgang fragte dann Ingar ganz ungläubig "2 watts ?", was mir ein Schmunzeln ins Gesicht zauberte. Aus dem anfänglichen Standard-QSO wurde so natürlich ein kleiner Plausch, denn Ingar wollte noch einige Details über den SST wissen.
Inzwischen freue ich mich schon auf die QSL von LA9VJA und damit auf die Bestätigung für mein erstes QRP-QSO.
Über Himmelfahrt werden wir wieder auf Rügen sein. Mal sehen, wieviele QSO's danach mit dem SST in meinem Log stehen. Vielleicht klappt ja dann auch JA oder VK?!
Wir, Torsten (DF7UFO), Michael (ohne Lizenz trotz Besuch der Hamvention in Dayton/Ohio und der HamRadio) und ich, haben also das verlängerte Wochenende über Himmelfahrt zu einem erneuten Abstecher zu "unserem" Quartier auf der Insel Rügen genutzt. Die Anreise am Vorabend des "Herrentages" war recht unproblematisch bis auf das Wetter. Die Insel empfing uns mit Regenschauern, welche in Deutschland nicht alltäglich sind. Tempo 60 (km pro Stunde) waren oberste Grenze, um ohne Aquaplaning und mit noch ausreichender Sicht fahren zu können.
Normalerweise habe ich mir angewöhnt, gleich nach der Ankunft die Antennen in die Bäume zu hängen um hinterher den Abend zu geniessen. Das hat den Vorteil, daß man am anderen Morgen vor bzw. nach dem Frühstück loslegen kann. Aufgrund der recht späten Ankunft und des schlechten Wetters wurde der Antennenaufbau auf den nächsten Morgen verschoben. Nach dem wie gewohnt vorzüglichen Abendessen wurde es dann doch etwas später, denn es gab den Hochzeitstag von Familie Carow, unseren Vermietern, zu würdigen.
Am anderen Morgen fiel uns das Aufstehen nicht so leicht wie sonst, einer der Klabautermännchen war da wohl nicht ganz so verträglich gewesen. Der Antennenaufbau gestaltete sich dementsprechend schwieriger.
Nach dem ersten Himmelfahrtsbier ging der Antennenaufbau zwar nicht schneller, er war aber um ein Vielfaches lustiger als sonst.
Das Alibi-QSO zu Himmelfahrt war mit Aaron, 4X1AT an 4X30DIG auf 20m, ansonsten haben wir das Funken gelassen und mehr den Vätern gedacht.
Freitag bis Montag früh war dann funken angesagt.
Es stellte sich aber auch gleich heraus, daß die 2 Watt aus dem QRP-Trx ein arbeiten am TS 50 sehr erschwerten bzw. fast unmöglich machten. Aufgrund der überdurchschnittlich guten Bedingungen konzentrierten wir uns daher darauf, die "Rosinen" zu finden und zu arbeiten. In einer Schaffenspause von Torsten habe ich es dann zu einem QRP-QSO mit UN7AR gebracht, dieser hat mich aber leider im QSB verloren.
Nach dem Wochenende standen dann 127 QSO's in meinem Log. Diese QSO-Rate haben andere Stationen in einer Stunde, aber wir wollten ja auch keinen Streß.
Für die niedrige QRP-Aktivität entschädigten mich jedoch u.a. Kontakte zu K2 (IOTA NA 83), JA(pan), UØ (Sibirien), TN7 (Kongo), KH6 (Hawaii), VO1 (Neufundland), VQ9 (Chagos-Archipel), PT7 (Brasilien) und HK3 (Kolumbien).
Zwei Wochen später war ich dann wieder bei meinen Eltern im Altenburger Land zu Besuch. Der QRP-Trx war da natürlich ein schöner Zeitvertreib. Ich verkabelte den Garten meiner Eltern mit einem 2x5 Meter-Dipol. Dieser hing teilweise nur 1,5 Meter über Grund, aber ein Stahlgittermast wächst leider nicht in Vaters Garten.
Ich hörte viel und arbeitete vor und während einer der vielen Conteste einige europäische Stationen. Die Contestrapporte 5nn waren leider nicht sehr aussagekräftig, aber das kennt man ja. In dem schmalen Bandsegment des SST 20 hörte ich u.a. auch einige japanische Stationen, aber keine davon konnte mich hören, leider.
Am Sonntagmorgen vor dem üblichen Frühschoppen, mein "alter" Herr sprengte den Garten (mit Regenwasser, nicht mit Dynamit), hörte ich noch etwas ins Band.
LY2KW und Z31CN konnte ich ohne Probleme arbeiten. Dann traute ich meinen Ohren nicht, WO8CC rief CQ Test. Hatte ich mich verhört?
Egal, ich antwortete, aber andere Stationen waren stärker. Wieder CQ-Ruf..., das Call war richtig. Ich gab mein Rufzeichen, als Antwort kam "DL?". Also gab ich mein Rufzeichen nochmal doppelt und erhielt dann "5nn 1861". Irgendwie muß ich vor Freude merkwürdige Klänge von mir gegeben haben, mein Vater drehte sich jedenfalls zu mir um und schüttelte zweifelnd mit dem Kopf.
Naja, und das Frühschoppenbier hat nach diesem DX-Erfolgserlebnis umso besser geschmeckt.
Nun hoffe ich, daß ich diese DX-Verbindung auch mit einer QSL bestätigt bekomme, obwohl ich bisher die Erfahrung gemacht habe, daß der QSL-Rücklauf von Contestverbindungen sehr mager ist. Naja, mal sehen...
von Jens Heyne, DL7UMA