logo

10 Jahre Amateurfunkdienst in Gosen – eine Gedenkrede

Die Klubstation DF0BLM des DARC-Ortsverbandes Berlin – Mitte D17 empfängt und sendet nun seit 10 Jahren aus den Gosener Bergen Funksignale rund um den Globus.

Als wir im Herbst 1996 den ersten Mietvertrag über die ordentliche Nutzung von Räumen und Außenflächen auf dem ehemaligen Schulungsgelände des MfS und späteren nachwendischen Hotel- und Konferenzzentrum am Seddinsee unterzeichneten, wollten wir lediglich absichern, dass wir zu unseren regelmäßigen Field-Days die sogenannte Schillerhöhe, ein ca. 80 m hoher befahrbarer Berg , als Field-Day-Standort benutzen durften. In unserer Chronik haben wir mehrmals darüber berichtet. Das sich gut entwickelte Verhältnis zwischen uns und der Leitung des Hotels ermutigte uns, dann zusätzlich noch Lagerräume zu mieten. Dieses geschah zeitgleich mit dem "Rausschmiss" aus Harnekop, ein ebenfalls exzellenter Standort für Funkaktivitäten nördlich von Strausberg (siehe auch Chronik 1996 Fieldday-Impressionen Teil 2).

Bald stellte sich heraus, dass die funkphysikalischen Eigenschaften dieser Gegend etwas besonderes sein müssen. Wir waren vor 10 Jahren noch nicht mit Leistungsverstärkern und DSP-Filter ausgestattet gewesen, aber trotzdem wurden wir sehr oft, dort wo andere im Pile-up keine Chance hatten, mit ein bis zwei Anrufen sofort gehört und wir haben immer gute Rapporte bekommen. Heute wissen wir es genauer. Wer sich auch immer in der Vergangenheit diesen Ort als Funkstandort ausgesucht hatte, der wusste warum:

Die wasserreiche Umgebung, eine sehr gleichmäßige Bodenstruktur mit einer tiefreichenden Durchfeuchtung und salzhaltigen Bodenschichten bewirken, dass ein ausgezeichnetes elektrisches Gegengewicht die Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen begünstigen. Selbst bei extremer Trockenheit ist die elektrische Leitfähigkeit des Bodens noch relativ hoch.

Und so war es eigentlich nur folgerichtig, dass wir uns bemühten, hier in diesem Teil Gosens richtig Fuß zu fassen. Bis ins Jahr 2004 schien sich auch alles so zu entwickeln. Wir erweiterten unsere Präsenz, mieteten Räume in einem der 4-stockigen Plattenbauten an und begannen eine feste Funkstation einzurichten, mit der alle Betriebsarten des Amateurfunks und einige benachbarten Wissensgebiete realisiert werden konnten. Der äußerlich sichtbarste Ausdruck unserer Bemühungen sind diverse Antennenaufbauten auf dem Dach des Hauses in dem sich unsere Station befindet.

Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir der Überzeugung, dass "man" daran interessiert war, dieses Gelände Schritt für Schritt wieder einer gewerblichen, insbesondere einer touristischen Nutzung mit Hotel- und Gaststättenbetrieb, möglicherweise mit besonderen Wohnbedingungen zuzuführen. Unser Meinung nach waren die Ansätze vorhanden und die ersten Schritte in dieser Richtung verliefen vielversprechend. Im Rahmen dieser Entwicklung suchten wir einen Konsens zu finden mit dem Konzept des Hotel- und Kongresszentrums. Und es sah so aus, als hätten wir unseren Platz gefunden, aber es kam doch ganz anders.....!

Imaginäre Investoren wollten angeblich das gesamte Gelände kaufen und alles umkrempeln. Dubiose Strohmänner tauchten hier auf und schafften Unruhe und redeten nur Sprechblasen.

Der Liegenschaftsfond Berlin, der die Aufgabe hat, dieses Gelände zu vermarkten, stoppte alle Aktivitäten, die den Wert des Grundstückes steigern könnte. Ganz im Gegenteil – jetzt hieß es, alles runterfahren und stilllegen. Jegliche Kosten verursachende menschliche und technische Aktivität wurde "abgeschaltet".

Wir haben uns in unsere gemieteten Räume zurückgezogen, allerdings für einen Preis, der uns dazu zwang neue Wege zu gehen.

Durch den DARC e.V. war keine Hilfe zu erwarten. Wir mussten uns neu orientieren und eine finanzielle Beweglichkeit erlangen, die uns gestattet, über Geldmittel selbst zu entscheiden. Und so gründeten wir unseren eigenen Verein. Aber das Damoklesschwert des Auszuges hängt nach wie vor über uns. Man will uns einerseits raushaben aus dem Gebäude, andererseits will man uns als Mieter nicht verlieren. Aber es ist ein schwieriger Spagat. Unsere derzeitige Objektverwaltung kann uns nicht garantieren, dass es für dieses Gelände und den darauf befindlichen Gebäuden eine Zukunft gibt. Eine Nutzung unter Einschluss der vorhandenen Gebäudesubstanz ist unwahrscheinlich. Ein Nutzungskonzept, das den landschaftsschutzrechtlichen Aspekten als auch den Forderungen der Gemeinde gerecht wird, ist weit und breit nicht in Sicht. Selbst wenn einer eine Idee hat braucht er eine fast unerschöpfliche Geldquelle, um den Abriss und die Entsorgung der Altlasten auf dem Gelände zu realisieren.

Ja, und nun sitzen wir hier und warten, bis uns jemand ein schönes Gelände mit einem Häuschen drauf anbietet. Na ja, ganz so ist es nicht. Wir kümmern uns auch selbst darum, aber es ist nicht einfach. Leere bzw. ungenutzte Immobilien gibt es genug, aber die Mietpreise sind schon unverschämt.

 

Wir haben in den vergangenen 10 Jahren eine Menge geschafft. Es hat uns allen einen riesigen Spaß gemacht und das macht es noch immer. In unserer Chronik kann man es ganz gut nachvollziehen.

Wir wollen weitermachen! Wir suchen uns Partner, die Lust haben, mitzumachen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen.

Übrigens, wisst Ihr, wie geil das ist, mit einem gerade selbst reparierten Gerät aus NVA-Zeiten mit Funkamateuren im indischen Ozean zuquatschen?

 

73 de DD6UMW

 

© 2024 Funkzentrum In Media e. V.
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.