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Manchmal lohnt es sich, auch den Annoncenteil von Zeitschriften zu lesen. Bei Amateurfunkzeitschriften sollte man das eigentlich immer tun.
Wahrscheinlich hat sich Hans-DD6JM- daran gehalten, denn während unseres ersten OV-Abends im neuen Jahr machte er uns darauf aufmerksam, dass da südlich von Berlin, am kommenden Wochenende in Klausdorf, Nähe Wünsdorf, eine Art Flohmarkt für Mess- und Funktechnik aus Betriebsauflösungen durchgeführt wird. Das hörte sich ganz interessant an und so verabredeten wir uns für das Wochenende in Klausdorf.

Wir, das waren Jens-DL7UMA, Thomas-DH7TS, Willfried-DD6UMW, Wim-DO1KWM und Jens-DD6UWT.
Auf diesem Flohmarkt gab es eine Menge alter aber auch sehr interessanter Geräte und viel Zubehör. Wir konnten uns jedoch nicht so richtig für die grossen Dinge entscheiden und begnügten uns mit ein paar Kleinigkeiten (Kabel und Zubehör für den eigenen Gerätepark) und verliessen nach ca. 1 Stunde diesen Flohmarkt.

Ja, was machen wir nun mit dem angebrochenen Tag?
Wim-DO1KWM hatte die Idee, in das nahegelegene Baruth zu fahren. Da gibt es etwas ausserhalb des Ortes eine Glashütte. Das ist ein im Aufbau befindliches technisches Museum über die frühere Glasherstellung an diesem Ort. Prima, und los ging es........!
Wir waren mit zwei PKW unterwegs und an diesem Samstag morgen fuhr es sich wunderbar durch die Landschaft des Fläming. Es war Kaiserwetter: Die Sonne schien und ein paar weisse Wolkenfetzen zierten den ansonsten blauen Himmel. Ja, ja, wenn Engel reisen......., hi!

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Und tatsächlich, an der besagten Stelle stehen die mehr oder weniger gut erhalten Anlagen einer ehemaligen Glashütte. Hier wurde um die Jahrhundertwende und noch lange danach Glas hergestellt und zu verschiedensten technischen, wissenschaftlichen und auch Gebrauchsgegenständen geformt. Wir konnten den Glasbläsern bei ihrer Arbeit zuschauen und erlebten, wie selbst in unserer hochtechnologischen Zeit ein klassisches Handwerk fazinieren kann.

Man soll’s nicht glauben, aber solch’ ein Museumsbesuch macht hungrig.
Wir fanden ein nettes Lokal am Wege. Als wir das Lokal betraten, stellten wir fest, dass auch innen alles nett anzuschauen war. Besonders beeindruckend war die junge Kellnerin: Ein etwas breit geratener Gürtel sollte wahrscheinlich ein Rock sein. Und unter diesem Rock ragten wohlgeformte Beine bis auf die Erde herunter........................jedenfalls war es ganz angenehm, hier Mittag zu essen.

0001 02Satt und zufrieden verliessen wir dann das Lokal und wollten eigentlich heimwärts. Nun, die Richtung hielten wir schon ein aber wir machten noch einen Abstecher nach Wünsdorf. Wir wollten schon immer die alten Bunkeranlagen und das ehemalige Oberkommando der Westgruppe der sowjetischen/russischen Streitkräfte in Deutschland besuchen. Jetzt haben wir die Gelegenheit genutzt. Wir kamen gerade zur rechten Zeit, denn in wenigen Minuten sollte ein Rundgang mit Führung durch das wieder begehbare Gelände der Bunkeranlagen beginnen.
Also Eintrittskarten, Fotoerlaubnis besorgt und noch mal ordentlich warm angezogen und schon ging es los. Zur Erklärung nur einige wenige Eckdaten:
Das gesamte ehemalige zusammenhängende Militärgelände Wünsdorf ist etwa so gross wie das Saarland. Auf diesem Gelände sind die unterschiedlichsten Einrichtungen untergebracht. Die wesentlichsten waren Bunkeranlage Maybach I, Bunkeranlage Maybach II, der Nachrichtenbunker, der Flugplatz, die Unterkünfte der Mannschaften, und diverse Spitzbunker.

Zur offiziellen Besichtigung sind bisher nur freigegeben die Anlage Maybach I , der Nachrichtenbunker und ein Spitzbunker. Man hat vor, nach und nach noch mehr Anlagen zugänglich zu machen.
Unser Guide erklärte uns die Geschichte der riesigen Anlage bis zur Gegenwart. Dabei war es schon beeindruckend zu hören, mit welchen Mitteln und Verfahren diese Anlage aufgebaut wurde. Gemessen an heutigen Verhältnissen ist das eine hervorragende ingenieurtechnische Leistung . Dazu muss man wissen, dass die Nutzung und Einrichtung dieses Geländes bereits lange vor dem ersten Weltkrieg begann. Die jetzt zu sehenden Bunkeranlagen wurden während der Weimarer Republik begonnen und "rechtzeitig" zu Beginn des 2. Weltkrieges fertiggestellt.

Nach Kriegsende wurden die Anlage teilweise zerstört aber in den 60iger Jahren durch die sowjet. Armee in einigen Teilen wieder auf-, um- und neugebaut. Dazu gehörte auch der Nachrichtenbunker. Hier war dann das Kommunikationszentrum der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte und der übrigen Streitkräfte des Warschauer Vertrages.
Unser Rundgang umfasste die Anlage Maybach I und den Nachrichtenbunker. Wir begannen am ehemaligen offiziellen Eingang zur Bunkeranlage. Der Weg führte oberirdisch durch die Maybach-Anlage und schlängelte sich zwischen den Überresten dieser Grossbunker zum Nachrichtenbunker. Dieser Bunker war gänzlich unterirdisch und der Einstieg in diese Welt führte durch ein Schleusensystem ca . 20m in die Tiefe.
Die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen, die Zerstörungen, der mehrmalige Benutzerwechsel, alle haben irgendwie um- und angebaut. Bei dieser riesigen Bunkeranlage war es schwierig, aus den Erzählungen unseres Begleiters sich die Räume ausgefüllt vorzustellen. Es war schon schwer genug sich vorzustellen, man müsse hier ständig oder für lange Zeit arbeiten und leben.

0001 03Insbesondere was die letzten Nutzer dieser Räume hinterliessen, erzeugte ehrfurchtsvolles Lächeln, Staunen und Ablehnung zugleich. In einem der früheren Aufenthaltsräume fanden wir neben vielen anderen "Wandmalereien" folgenden Spruch auf russisch:
" Ich wusste dass es schlecht wird. Ich wusste aber nicht, dass es so schnell geht."
Wie wahr...........!

Nach über einer Stunde kamen wir wieder an die Oberfläche und freuten uns über das Licht des Himmels.

Es gab noch ein Bunker zu besichtigen, aber diesmal überirdisch und mit ein bisschen Fantasie könnte man das auch wörtlich nehmen. Die sogenannten Spitzbunker sahen aus wie die Spitzen von riesigen Raketen, die in der Erde stecken und jeden Moment losgehen können. Diese eigenartigen Bauwerke dienten als Luftschutzbunker für ca. 300 Menschen. Nach Aussage der dort ausliegenden Beschreibungen zu den technischen Details sollen sie auch sehr wirksam gewesen sein. Nun, ein Glück für die, die sie benötigt haben.

Inzwischen war es später Nachmittag und wir hatten uns noch mehr vorgenommen. Aber dazu mussten wir wieder nach Berlin reinfahren. Und so rollten wir dann auf der B96 der grossen Hauptstadt entgegen.
Wir waren uns einig: Es war ein schöner Tag!

73 de DD6UMW

 

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