
Ein internationales Team von Wissenschaftlern unter der Leitung der Universität Göttingen hat in 1.700 Lichtjahren Entfernung von der Sonne ein seltenes Planetensystem entdeckt. Im Sternbild Schlange wird der enge Doppelstern NN Serpentis von zwei Planeten umkreist, die schwerer als Jupiter sind.
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NN Serpentis: Die künstlerische Darstellung zeigt maßstabsgerecht die beiden Planeten im Vordergrund und den Doppelstern im Hintergrund. Foto: Stuart Littlefair, University of Sheffield. |
Der größere der beiden Sterne ist ein so genannter Weißer Zwerg, der ausgebrannte Kern einer Sonne, die vor einer Million Jahren ihre gesamte äußere Hülle verlor. Der kleinere Stern ist eine Minisonne, deren Masse etwa ein Zehntel der Masse unserer Sonne beträgt. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die „kosmische Uhr“ über einen Zeitraum von 22 Jahren hinweg systematisch mal vor- und mal nachging. Die Zeitverschiebungen führten zur Entdeckung der beiden den Doppelstern umkreisenden Planeten und ermöglichten den Wissenschaftlern, deren Umlaufzeiten und Massen zu messen.
Die Entstehung von Planeten um enge Doppelsterne ist bislang ein ungelöstes Rätsel. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Planeten aus dem Material entstanden sein könnten, das der Vorgänger des Weißen Zwergs vor einer Million Jahren abgestoßen hat – dieser hatte dabei rund drei Viertel seiner Masse verloren. Das Alter des langsam abkühlenden Weißen Zwergs lässt sich aufgrund seiner Temperatur von etwa 50.000 Kelvin bestimmen. Die Existenz eines – aus kosmischer Sicht – so jungen Planeten war bislang nicht bekannt.
Für ihre Studie griffen die Wissenschaftler auf Daten zurück, die Astronomen der Universität Göttingen, der Universität von Texas in Austin und der Universitäten von Warwick und Sheffield in Großbritannien gewonnen hatten. Die Göttinger Forscher benutzten dabei ihr eigenes 1,2-Meter-Teleskop in Texas, das über ein Internetportal von Göttingen aus betrieben wird. Theoretiker der Universitäten Tübingen und Valparaiso (Chile) berechneten, wie sich das Vierfachsystem über lange Zeit hinweg zum jetzigen Zustand entwickelt hat.
Dr. Bernd Ebeling
Presse, Kommunikation und Marketing
Georg-August-Universität Göttingen
Pressemitteilung Nr. 221/2010