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20:10 Uhr - Obwohl die russische schwere Trägerrakete Proton bewährt ist, hat auch das neue Projekt Angara seine Vorteile. Darauf verweist die Zeitung „Iswestija“. Sie hat die Pläne der staatlichen Raumfahrt-Holding Roskosmos analysiert, von Proton auf Angara umzusteigen.

Wie die Zeitung in ihrer Onlineausgabe schreibt, hat das Proton-Programm mehrere Nachteile, die die Anwendung verkomplizieren. Die ursprüngliche Modifikation der Rakete war in der Sowjetzeit für militärische Zwecke entwickelt worden – als Atomwaffe. Die Satellitenstarts waren nur eine Nebenaufgabe. Doch denn entschied sich die sowjetische Führung für andere Interkontinentalraketen – und die Proton-Rakete kam als Transporter zum Einsatz.

Als Treibstoff dient dabei Unsymmetrisches Dimethylhydrazin, genannt auch Heptyl. Dieses ist, wie die Zeitung erläutert, toxisch und kanzerogen. Die Treibstoff-Reste in abgeworfenen Raketenteilen sind umweltschädlich. Vor diesem Hintergrund gab es bereits kasachische Entschädigungsforderungen an die russischen Behörden, denn die Proton-Raketen werden lediglich vom Kosmodrom Baikonur aus gestartet, das in Kasachstan liegt und von Russland gepachtet wird.

Kritiker werfen dem Proton-Programm auch häufige Pannen vor, was die Zeitung für nicht ganz korrekt hält. Zwar waren bisher, so der Bericht, 49 der insgesamt 404 Proton-Starts gescheitert; weniger als 90 Prozent waren also erfolgreich. Doch bei der jüngsten Modifikation Proton-M ist die Statistik besser – diese Version der Rakete wurde insgesamt 103 Mal eingesetzt, wobei der Anteil der erfolgreichen Starts 90,2 Prozent beträgt. Manche Pannen ereigneten sich übrigens nicht mit der eigentlichen Rakete, sondern mit deren manöverfähigen Oberstufe, dem sogenannten Beschleunigungsblock. Wenn man diese Fehlschläge ausklammert, steigt der Erfolgsanteil bei Proton-M auf mehr als 96 Prozent.

Der wichtigste Vorteil des Angara-Projekts ist dem Bericht zufolge ein ökologisch unbedenklicherer Treibstoff (Kerosin mit flüssigem Sauerstoff). Eine Startrampe für die Angara-Raketen gibt es auf dem nordrussischen Startplatz Plessezk, eine weitere soll auf dem neuen Weltraumbahnhof Wostotschny entstehen.

Angara kann nach Angaben der Zeitung 25,8 Tonnen Nutzlast in 200 Kilometer Höhe befördern – mehr als die Proton. Wenn es allerdings um Transporte in geostationäre Umlaufbahnen geht, schneidet Proton-M, wie es in dem Bericht heißt, besser ab als die bereits getestete Angara-A5-Rakete.

Bei den Kosten ist vorerst kein klarer Vergleich möglich. Dank der modularen Struktur der Angara-Rakete sollen deren Selbstkosten nach dem Beginn einer massiven Produktion deutlich zurückgehen. Dann wären die Starts billiger als bei Proton. Dies ist jedoch vorerst nur ein Kalkül – ob es aufgeht, steht noch in den Sternen. Die regelmäßige Angara-Produktion soll erst gegen 2021 beginnen.

Generell betrachtet es die Zeitung als logisch, dass Russland auf Angara setzt: Dieses Projekt hat dank seiner moderneren Lösungen mehr Optionen für eine Modernisierung im Vergleich zu Proton, wobei es unmöglich wäre, die beiden Projekte parallel umzusetzen.

Dass das Proton-Projekt zu Ende gehen soll, hatte kürzlich der Chef der russischen Raumfahrt-Holding Roskosmos, Dmitri Rogosin, angekündigt. Wie es hieß, soll noch eine ausreichende Zahl dieser bewährten Raketen hergestellt werden, um die bereits geschlossenen Raumfracht-Verträge zu erfüllen. Danach steigt Russland auf Angara um, so der Plan.

(Quelle: Sputnik Deutschland / Copyright © Sputnik)

 

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