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Ein Abkommen zwischen der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos und der Europäischen Weltraumorganisation ESA, das wohl im November unterzeichnet wird, sieht nicht nur den Start von Marssonden, sondern auch die gemeinsame Erforschung von Jupiter-Monden vor. Außerdem sollen Mondproben zur Erde gebracht werden. Die Mission ExoMars hätte das erste gemeinsame Projekt der ESA und der US-amerikanischen Raumfahrtagentur NASA werden sollen, bei dem 2016 eine Sonde und 2018 ein Rover zum Mars geschickt werden sollte. Die NASA stieg jedoch wegen klammer Kassen aus dem Projekt aus. Gleichzeitig teilten die Amerikaner mit, dass sie ihre Trägerrakete Atlas für dieses Projekt nicht bereitstellen.

Experten führen die Entscheidung der Amerikaner auf die kostspielige Entwicklung des Weltraumteleskops James Webb zurück, das seinen „Vorgänger“ Hubble ersetzen soll.

Nach der geplatzten Kooperation mit der NASA fragte die ESA bei den Russen an, ob sie eine Trägerrakete für die Mars-Mission bauen könnten. Roskosmos zeigte jedoch Interesse an einer gleichberechtigten Beteiligung an diesem Projekt. Im April wurde bei einem Treffen in Moskau die Zusammenarbeit am ExoMars-Projekt vereinbart.

Ein Zusatzabkommen, in dem der Umfang der Kooperation festgelegt werden soll, soll im November unterschrieben werden.

Zusammen zum Jupiter, zum Mond…

Laut dem Abkommensentwurf wollen die Seiten auch nach dem ExoMars-Projekt zusammenarbeiten. Unter anderem handelt es sich um das europäische Projekt JUICE zur Erforschung mehrerer Jupiter-Monde und um ein russisches, das die Landung einer Sonde auf dem Jupiter-Mond Ganymed vorsieht.

„Die mögliche Kooperationsstruktur vereinigt die funktionalen Möglichkeiten der Orbitalsonde der ESA und des Landungsmoduls von Roskosmos“, heißt es im Dokument. „Die Seiten werden die Anforderungen an das modernisierte europäische Orbitalmodul für die Ganymed-Erforschung sowie die Schnittstellen des ESA-Orbitalmoduls und der Roskosmos-Landungskapsel analysieren.“ Roskosmos und ESA planen die weitere Erforschung des Mondes, bei der in langfristiger Perspektive Bodenproben von den Polargebieten des Mondes zur Erde gebracht werden sollen. Dieses Ziel könnte bei den Missionen durch den russischen Landeapparat Luna-Resurs und LPSR (Lunar Polar Sample Return) erreicht werden.

Die ESA könne ihren Beitrag durch die Entwicklung von Systemen zur Förderung bzw. Verarbeitung des Mondgrundes und von Navigationssystemen leisten, steht im Abkommensentwurf. Zudem könnten die Europäer die Kommunikationsmittel für beide Missionen bereitstellen. Die Einzelheiten dieser Pläne werden in Zusatzabkommen festgehalten.

Zuständigkeiten

Im Dokument sind auch die Zuständigkeitsbereiche der Seiten beim ExoMars-Projekt fixiert. Die für 2016 geplante Mission sieht den Start der Orbitalsonde TGO (Trace Gas Orbiter) zum Roten Planeten vor, deren wichtigste Aufgabe die Erforschung der kleinen Gaskomponenten in der Mars-Atmosphäre ist. Zugleich wird zum Mars das Demonstrations-Landemodul EDM gestartet, das vor allem für die Erprobung von Technologien für die Marslandung nötig ist. Beide Module (TGO und EDM) werden europäische Experten bauen, während ihre russischen Kollegen für die Entwicklung von zwei Anlagen für den Orbitalapparat zuständig sind: des Neutronendetektors FREND und des Spektrometer-Komplexes ACS. Darüber hinaus soll Russland eine Proton-M-Trägerrakete bauen und den Weltraumbahnhof Baikonur zur Verfügung stellen.

Die für 2018 geplante Mission sieht den Marsstart eines Rovers und einer Landeplattform vor. Der europäische Rover wird mit einem Bohrer ausgerüstet und das europäische Forschungsgerät Pasteur und die russischen Anlagen ADRON-RM (Neutronendetektor) und ISEM (infrarotes Spektrometer) an Bord haben.

Den Rover werden die Europäer bauen, aber Roskosmos ist für die Entwicklung von Radioisotopen-Energiequellen verantwortlich.

Auf der Landeplattform, für die die Russen ebenfalls verantwortlich sind, sollen Anlagen zur Erforschung der Atmosphäre und Innenstruktur des Roten Planeten untergebracht werden.

Auch für diese Mission wird Russland eine Proton-M-Rakete zur Verfügung stellen.

Wie das Geld und die Forschungsergebnisse verteilt werden

Die Teilnehmer der Forschungsgruppen erhalten ein Vorzugsrecht für die erste Veröffentlichung ihrer erhaltenen Daten. Dann aber sind diese Daten für alle Teilnehmer der Projekte zugänglich. Sechs Monate später werden sie nach einer Überprüfung im ESA-Archiv zugänglich sein.

Laut dem Vertrag sind Roskosmos und ESA für ihre Finanzen selbst verantwortlich, was auch für die Transport- und Personalausgaben gilt.

„Sollte eine der Seiten in Finanzschwierigkeiten geraten, die die Erfüllung der Aufgaben im Rahmen des vorliegenden Abkommens beeinträchtigen könnten, hat die in Finanzschwierigkeiten geratene Seite unverzüglich die Gegenseite zu verständigen und Maßnahmen zur maximalen Reduzierung jeglicher negativen Folgen zu ergreifen“, heißt es im Dokument.

Der Vertrag tritt unmittelbar nach der Unterzeichnung durch die ESA- und Roskosmos-Vertreter in Kraft und ist 20 Jahre gültig, es sei denn, er wird vorzeitig aufgekündigt.
(RIA Novosti)

 

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