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Russland ringt um seinen Ruf als Entwickler der zuverlässigsten Raketen der Welt, stellt die Zeitung „Moskowskije Nowosti“ am Mittwoch fest. Am Dienstag wurde der Weltraumstart der russischen Trägerrakete Proton-M von dem Weltraumbahnhof Baikonur (Kasachstan) verschoben, die den niederländischen Satelliten Sirius-5 in die Umlaufbahn bringen sollte.

Bei der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos ist man froh, dass die Panne im Steuerungssystem der ersten Raketenstufe vor dem Start entdeckt wurde. Experten verweisen auf Systemprobleme bei den russischen Raketenbauern.

Die Proton-M gilt als eine der zuverlässigsten Trägerraketen der schweren Klasse. Ihre Zuverlässigkeit liege bei 93 Prozent, informierte der Sprecher des Raketenbauers Chrunitschew, Alexander Bobrenew. „Nicht zufällig wurde dieses Modell für kommerzielle Starts von russischen und auch ausländischen Weltraumforschungsapparaten gewählt.“ „Selbst bei Fahrrädern kommt es manchmal zu Schwierigkeiten“, ergänzte der Roskosmos-Sprecher Alexej Kusnezow. Dass der Defekt vor dem Start entdeckt wurde, ist nach seinen Worten „ein Glück“. „Defekte sollten besser auf der Erde gefunden werden, denn im Weltall können sie nicht mehr beseitigt werden.“

Der Professor des Moskauer Staatlichen Luftfahrtinstituts und Mitglied der Akademie für Weltraumfahrt „Konstantin Ziolkowski“, Valeri Burdakow, zeigte sich überzeugt, dass das Problem an der Trägerrakete ohne die Absage des Weltraumstarts behoben hätte werden können. „Den Weltraumstarts sollten immer die am besten qualifizierten Experten beiwohnen: Entwickler, Konstrukteure, die mit jedem Zulieferteil der Rakete vertraut sind. Jetzt aber sind Militärs und Betreiber für diese Technik zuständig, die sich bei Problemen nach der Gebrauchsanweisung richten. Deshalb entstehen solche Situationen“, bedauerte der Experte.

Alexander Bobrenew behauptet jedoch, dass der entdeckte Defekt des Steuerungssystems nicht vor Ort beseitigt werden hätte können: „Dies wurde versucht, dann aber wollten die Experten nichts riskieren.“ Wann die Proton-M mit dem niederländischen Satelliten gestartet werden könne, sagte der Sprecher nicht. „Es geht natürlich aber nicht um einen oder zwei Tage.“

Jede Panne bei den russischen Raketen schadet Russlands Image als Weltraummacht. Viele Experten sprechen von Stagnation und warnen vor dem Verlust der Führungsposition. Sie wollen die Situation jedoch nicht allzu stark dramatisieren. Wenn im künftigen High-Tech-Zentrum Skolkowo bei Moskau tatsächlich ein Cluster für Raumforschungs- und Telekom-Technologien eingerichtet werde, könnte die Raumfahrtbranche neue Ideen und auch neues Personal erhalten, hofft Valeri Burdakow.
(RIA Novosti)

 

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