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18:16 Uhr, Ein Software-Fehler in der fehlgeleiteten Marsmondsonde Phobos-Grunt ist laut manchen Experten eine wahrscheinlichere Ursache für die Panne, als der Einfluss von geladenen Weltraumteilchen, wie die russische Weltraumbehörde Roskosmos und die zuständige Untersuchungskommission behaupten. Das erfuhr RIA Novosti am Dienstag inoffiziell aus Fachkreisen.

Wie Roskosmos-Chef Wladimir Popowkin am Dienstag mitgeteilt hatte, war die Panne durch einen Fehler im Bordcomputer der interplanetaren Raumsonde verursacht worden, der wiederum unter der lokalen Einwirkung von schweren geladenen Weltraumteilchen entstanden sei. Eine weitere mögliche Pannenursache sieht Popowkin in der Nutzung von nicht normgerechten importierten Chips beim Bau der Sonde.

Die von Popowkin dargelegte Version über einen Neustart der Bordcomputeranlage unter der Einwirkung von kosmischer Strahlung sei im Prinzip existenzberechtigt, sagte der Experte. Viel bezeichnender sei aber der Umstand, dass die Computeranlage diese Situation nicht in den Griff bekommen und auf Befehle von der Erde gewartet habe. Dabei sei die Übermittlung von Kommandos auf einer erdnahen Umlaufbahn überhaupt nicht vorgesehen gewesen.

Dies spricht laut dem Experten für die Mangelhaftigkeit des Projektes, bei dem auf gut Glück gesetzt worden sei. Vor diesem Hintergrund „nehmen sich die Erläuterungen über schwere geladene Teilchen abwegig aus“.

Der Experte schloss den Einfluss von geladenen Weltraumteilchen auf die Computeranlage der Sonde nicht aus, rückte jedoch einen Software-Fehler im Betrieb der Raumsonde in den Vordergrund.

Laut Sergej Gaidasch, dem Chef des Zentrums für kosmische Wetterprognosen des Institutes für Erdmagnetismus, Ionosphäre und Funkwellenausbreitung, ist das Magnetfeld im Raum über Südamerika, wo die Marschtriebwerke der Sonde zum Einlenken auf eine Übergangsbahn zum Mars hätten zünden sollen, sehr transparent, was das Risiko des störenden Einflusses von schweren Hochenergieteilchen erhöht.

„Solche Hochenergieteilchen können Transistoren und andere elektronische Bauteile durchdringen und ihre Halbleiter-Eigenschaften verändern“, so der Experte. Ihm zufolge ist es faktisch unmöglich, solche Ereignisse zu verhindern. Um die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ausfalls zu minimieren, müssen in Weltraumapparaten gründlich überprüfte beziehungsweise vorbereitete elektronische Bauteile installiert  werden.

Phobos-Grunt, die erste russische interplanetare Sonde seit 15 Jahren, war am 9. November 2011 gestartet worden und hätte Gesteinsproben vom Marsmond Phobos zur Erde bringen sollen. Die Sonde hatte die vorgegebene Übergangsbahn zum Mars verfehlt und war in einer erdnahen Umlaufbahn „steckengeblieben“. Bruchteile der Sonde stürzten am 15. Januar in den Pazifik ab.
(RIA Novosti)

 

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