Mit der Schlagzeile "KREBS-ANGST - So stark strahlt Ihr Handy" hat die Bild-Zeitung am 1. Februar 2007 ihre Leser verunsichert.
Das Blatt bezieht sich dabei auf eine internationale Studie, deren Zwischenergebnis Ende Januar veröffentlicht wurde. Im Rahmen dieser Studie wurden 1521 Patienten, die an einem Hirntumor leiden, nach ihrem Telefonierverhalten mit dem Handy gefragt. Ebenso wurden 3301 "gesunde" Handynutzer befragt und deren Ergebnisse statistisch mit denen der Hirntumor-Patienten verglichen.
Die Bild-Zeitung beginnt ihren Artikel mit den Worten: "Also doch - Handys können bei Vieltelefonierern Gehirntumore auslösen!" Diese Aussage von "Bild" steht in krassem Gegensatz zu den tatsächlichen Ergebnissen der Studie. Darin heißt es nämlich zusammenfassend u.a.:
"We found no evidence of increased risk of glioma related to regular mobile phone use."
("Wir haben keinen Beweis für ein erhöhtes Gliom-[Tumor-]Risiko bezogen auf regelmäßigen Mobiltelefongebrauch gefunden.")
Eine Co-Autorin der Studie wird von Spiegel-Online mit folgenden Worten zitiert: "Es gibt kein Verdacht, dass ein Zusammenhang besteht."
Die Studie hatte zwar ergeben, dass bei solchen Personen, die länger als zehn Jahre ein Handy benutzt hatten, das Risiko eines Tumors auf der Kopfseite, auf der sie das Handy hielten, statistisch um 39 Prozent erhöht war. Die Autoren der Studie räumen jedoch ein, dass dieses rein statistisch ermittelte Ergebnis durchaus fehlerhaft sein kann. So gab es nur wenige Teilnehmer, die mehr als zehn Jahre ein Handy besaßen. Es bestehen auch erhebliche Zweifel, ob sich diese Personen über einen so langen Zeitraum an ihr Telefonierverhalten erinnern können.
"Bild" berichtete außerdem, dass das "Bundesamt für Strahlenschutz" (BfS) aufgrund der Studie sofort eine "Sondersitzung" einberufen habe. Auch diese Aussage ist falsch. Ein Sprecher des Bundesamtes erklärte dazu, es habe keine Sondersitzung gegeben.
Auch die renommierte "Süddeutsche Zeitung" titelte am 30. Januar 2007 irreführend: "Handys können Krebs auslösen". In dem dazugehörigen Beitrag relativierte das Blatt jedoch diese Aussage und wies ausführlich auf Unzulänglichkeiten und mögliche Fehlerquellen von statistischen Studien hin.
(Quelle: Funkmagazin)
Weiterführende Links zu diesem Thema:
Spiegel online: "Angst essen Daten auf"
www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,463702,00.html
BILDblog: "'Bild' schürt Krebs-Angst"
www.bildblog.de/?p=2053
Süddeutsche Zeitung: "Handys können Krebs auslösen"
www.sueddeutsche.de/gesundheit/artikel/58/99958/