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Seit 1959 wurde in Berlin analoger Taxifunk im 2-m-Band betrieben, zuerst im Westteil und in den sechziger Jahren dann auch vom VEB Taxi in der ehemaligen Hauptstadt der DDR. Die Frequenzen waren unterschiedlich, die Technologie praktisch identisch. FM, etwa 6 Watt und meistens eine 5/8-Lambda-Antenne am Heck, auf dem Dach immer 1/4-Lambda-Strahler. Damit waren beide Netze schon alleine die mit Abstand größten Mobilfunknetze in ihren Staaten zu dieser Zeit.

Die verwendeten Funkgeräte wurden im rauen Alltagsbetrieb nicht geschont und stellten ihre hohe Zuverlässigkeit unter Beweis. Als Ende der sechziger Jahre das Kanalraster auf 20 kHz umgestellt wurde kamen die ausgemusterten Geräte zu zigtausenden zu den Funkamateuren. Hier begründeten sie eine neue Ära. Waren AM und durchstimmbarer Betreib bis jetzt im Amateurfunk üblich, kamen jetzt FM und quarzstabiler Kanalbetrieb. Auch die ersten Relaisfunkstellen lebten von dieser Zweitverwendung kommerziellen Geräts. Ganze Generationen von Newcomern bedienten sich ausgemusterter 50-kHz-FM-Geräte als erstem Funkgerät. In Berlin gab es dazu noch mehrere hundert alter Funkgeräte der BVG, so das legendäre W8 von Siemens (Storno).

Nach der Wende wuchs die Anzahl der Taxifunkanalgen in der Stadt auf über 6000; mit der Einführung des Datenfunks sank die Anzahl der analogen FM-Netze stetig. 2015 verblieb nur noch eine analoge Funkzentrale, die WBT mit etwa 1200 analogen Wagen, die sukzessive auf GSM-basierte Anwendungen umgestellt wurden.

Der Datenfunk, auch im 2-m-Band und im gleichen Kanalraster, wird seit den späten Neunzigern betrieben, aber auch er wird mit dem Ende des analogen Sprachfunks auf GSM-angebundene, Internet basierte Lösungen umgestellt. Es wird also endgültig ruhig im Taxi, die vertraute Stimme aus dem Äther wird ab Anfang des Jahres 2020 für immer schweigen. Damit endet eine über siebzigjährige Erfolgsgeschichte.

Martin, DL7ARY

(Quelle: RUNDSPRUCH FÜR DIE DISTRIKTE BERLIN UND BRANDENBURG NR. 49/19)

 

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