Offenbach – Einem ruhigen September mit Altweibersommer folgten ein turbulenter Oktober mit Gewitter, markantem Temperatursturz, Frost und Schnee sowie ein sehr milder und nasser November.
Diese Bilanz zog der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach Auswertung der Daten seiner rund 2 100 Messstationen in Deutschland. Die Meteorologen registrierten mit durchschnittlich 10,1 Grad Celsius (°C) einen um 1,3 Grad zu milden Herbst. Lediglich in den Jahren 1961 (10,2°C), 1982 (10,4°C) sowie 2000 (10,2°C) und vor allem 2006 (12,0°C) verlief der Herbst noch wärmer.
Sommerliche Temperaturen von über 33 Grad
Der September brachte teilweise noch richtiges Sommerwetter. Am 1. September kletterte das Quecksilber verbreitet über 30°C, wobei Seehausen in der Altmark mit 33,8°C an der Spitze lag. Dadurch gehört dieser Tag zu den heißesten des Jahres 2009. Auch am 7. Oktober wurde im Südwesten vereinzelt nochmals die 30-Grad-Marke überboten. Müllheim stellte dabei mit 30,9°C sogar einen neuen deutschen Wärmerekord für den Oktober auf. Dennoch fiel dieser Monat etwas zu kalt aus, denn bereits acht Tage später befand sich Mitteleuropa im Zustrom nordrussischer Kaltluft und örtlich stieg die Temperatur nicht mehr über den Gefrierpunkt. Deutlich zu mild war schließlich der November, der sogar zu den wärmsten seit 1901 zählt. Besonders die zweite Monatshälfte trumpfte mit nahezu sommerlichen Werten von 20°C und darüber auf. Strenge Fröste, wie sie in höher gelegenen Tälern über Schnee im November sehr häufig bereits auftreten, blieben in diesem Jahr aus. Stattdessen wurden die tiefsten Herbsttemperaturen 2009 schon im Oktober registriert: Am 20. Oktober sank das Quecksilber in Oberstdorf auf -7,1 Grad.
Im September trocken, später recht nass
Der Herbst 2009 lag in Deutschland mit etwa 203 Litern pro Quadratmeter (l/m²) deutlich über seinem Niederschlagssoll von 183 l/m². Einem trockenen September folgten die beiden nassen Monate Oktober und November. Heftige Gewitter, die noch eher sommerlichen Charakter besaßen, zogen in der Nacht vom 7. auf den 8. Oktober mit wolkenbruchartigen Regenfällen über Norddeutschland hinweg. Gütersloh meldete dabei mit 56,8 l/m² die größte Tagesmenge des ganzen Herbstes. Gut eine Woche später fielen die Niederschläge teilweise bis ins Flachland in fester Form und einige höher gelegene Orte präsentierten sich bereits unter dicken Schneehauben. Am 4. November verwandelten starke Schneefälle weite Teile Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs in eine weiße Landschaft. Die nasseste Station im Herbst 2009 war der Kahle Asten im Sauerland mit insgesamt 439 l/m². Den wenigsten Niederschlag erhielt Eichstätt-Landershofen mit 121 l/m².
Sonnenscheindauer ausgeglichen
Nach den beiden Vorjahren, als der Herbst beim Sonnenschein jeweils unter dem Klimawert von 311 Stunden blieb, verlief er 2009 mit 308 Stunden ziemlich ausgeglichen. Begünstigt waren vor allem der Nordosten Deutschlands sowie das Alpenvorland, benachteiligt die Mitte und der Westen. Bad Hersfeld in Hessen brachte als sonnenscheinärmster Ort nur 219 Stunden zustande, Landsberg am Lech belegte mit 414 Stunden dagegen den Spitzenplatz.
Das Wetter in den Bundesländern im Herbst 2009
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte)
Schleswig-Holstein und Hamburg: Mit durchschnittlich 10,7°C (9,6°C) gehörte Hamburg im Herbst zu den wärmeren Bundesländern; in Schleswig-Holstein lag die Temperatur bei 10,2°C (9,2°C). Die mittlere Niederschlagsmenge betrug in Schleswig-Holstein, dem zweitnassesten Bundesland 245 l/m² (233 l/m²), in Hamburg 218 l/m² (196 l/m²). In Schleswig-Holstein wurden 299 (293 Stunden) und in Hamburg 287 Sonnenstunden (290 Stunden) verzeichnet.
Niedersachsen und Bremen: Niedersachsen kam im Herbst auf ein Temperaturmittel von 10,5°C (9,3°C), Bremen auf 10,9°C (9,6°C). Damit war Bremen wieder das wärmste Bundesland. Die Niederschlagsmenge lag in Niedersachsen bei 226 l/m² (186 l/m²), in Bremen bei 208 l/m² (188 l/m²). Bei starkem Gewitterregen fielen am Abend des 7. Oktober in Uelzen 52,9 l/m². Niedersachsen mit 281 Stunden (287 Stunden) und Bremen mit 287 Stunden (283 Stunden) wichen im Herbst kaum vom Sonnenscheinsoll ab.
Mecklenburg-Vorpommern: In Mecklenburg-Vorpommern war der Unterschied zwischen der Durchschnittstemperatur von 9,9°C und dem Mittel (9,0°C) am geringsten. Die Niederschläge übertrafen mit rund 181 l/m² das Soll (145 l/m²) um 25 Prozent. Mit 316 Stunden erreichte die Sonnenscheindauer im Herbst genau den Schnitt (316 Stunden).#
Brandenburg und Berlin: Für Berlin errechneten die Meteorologen eine mittlere Temperatur von 10,5°C (9,5°C) und für Brandenburg 10,2°C (9,2°C). In Wusterwitz westlich von Brandenburg an der Havel kletterte das Quecksilber am 1. September auf 33,4 Grad. Bei der Niederschlagsmenge wurde das Soll in Berlin mit 175 l/m² (128 l/m²) und in Brandenburg mit 164 l/m² (124 l/m²) jeweils weit übertroffen. Trotzdem belegten beide damit die Plätze eins und zwei als trockenste Bundesländer. Mit 338 Stunden (313 Stunden) verlief der Herbst in Brandenburg sehr sonnenscheinreich; Berlin rangierte mit 341 Stunden (318 Stunden) Sonnenschein sogar auf dem zweiten Platz.
Sachsen-Anhalt: Hier lag die Monatstemperatur bei 10,4°C (9,2°C). Seehausen war mit 33,8°C am 1. September der heißeste Ort in diesem Herbst. Niederschlag fiel 185 l/m²; damit war in Sachsen-Anhalt die Abweichung vom Klimawert (126 l/m²) mit 47 Prozent am größten. Die bundesweit zweithöchste Niederschlagsmenge in diesem Herbst meldete Schierke im Harz mit 411 l/m². Die Sonne schien im Durchschnitt 314 Stunden lang (307 Stunden).
Sachsen: Mit einem Durchschnitt von 9,8°C (8,8°C) gehörte Sachsen zu den kälteren Bundesländern. Das Niederschlagssoll (159 l/m²) wurde mit 184 l/m² zu 116 Prozent erfüllt. Auch der Sonnenschein lag mit 320 Stunden leicht über dem langjährigen Mittel (317 Stunden).
Thüringen: Thüringen war mit 9,6°C (8,2°C) nach Bayern das zweitkälteste Bundesland. Niederschlag fiel mit 209 l/m² 139 Prozent des Solls (148 l/m²). Am 14. September kam auf dem Kleinen Inselsberg im Thüringer Wald eine Tagesmenge von 49,4 l/m² zustande. Mit 275 Stunden (310 Stunden) ordnete sich dieses Bundesland beim Sonnenschein auf den hinteren Rängen ein.
Nordrhein-Westfalen: Nordrhein-Westfalen belegte mit einer Temperatur von 10,8°C (9,5°C) hinter Bremen den zweiten Platz und war mit einer durchschnittlichen Regenmenge von 256 l/m² (215 l/m²) das nasseste Bundesland. Hier lag auch der niederschlagsreichste Ort, der Kahle Asten im Sauerland mit 439 l/m² ebenso wie Gütersloh mit der größten Tagessumme von 56,8 l/m², gemessen am 7. Oktober. Die Sonne zeigte sich mit 277 Stunden (295 Stunden) recht wenig. Der Kahle Asten rechnete mit nur 222 Stunden zu den sonnenscheinärmsten Stationen dieses Herbstes.
Hessen: In Hessen wurde eine mittlere Temperatur von 10,0°C (8,6°C) und eine Niederschlagsmenge von rund 200 l/m² (181 l/m²) registriert. Mit 272 Stunden (287 Stunden) war Hessen das sonnenscheinärmste Bundesland. An der sonnenscheinärmsten deutschen Station Bad Hersfeld kamen im Herbst lediglich 219 Stunden zusammen.
Rheinland-Pfalz: Die Durchschnittstemperatur überstieg mit 10,4°C das Mittel (8,9°C) um 1,5 Grad. Die Niederschlagsmenge lag mit 194 l/m² leicht über dem langjährigen Klimawert (185 l/m²); die Sonne schien mit 288 Stunden (301 Stunden) dagegen etwas weniger als üblich.
Saarland: Im Saarland ermittelten die Meteorologen für den Herbst eine Temperatur von 10,5°C (9,2°C). Auch hier wurde bei den Niederschlägen das Soll (230 l/m²) mit 238 l/m² leicht übertroffen und die Sonnenscheindauer blieb mit 317 Stunden (324 Stunden) knapp darunter.
Baden-Württemberg: Stuttgart gehörte am 1. September mit 33,7°C zu den heißesten Stationen und Müllheim stellte am 7. Oktober mit 30,9°C einen neuen Wärmerekord für den Oktober auf. Trotzdem endete der Herbst mit durchschnittlich 9,9°C (8,5°C) in Baden-Württemberg vergleichsweise kühl. Es gehörte mit einem Mittel von 177 l/m² (201 l/m²) auch zu den trockenen Bundesländern. Mit 343 Stunden (344 Stunden) wurde das Soll zwar knapp verfehlt, doch präsentierte sich Baden-Württemberg als sonnenscheinreichstes Bundesland. Leutkirch-Herlazhofen im württembergischen Allgäu erhielt mit 409 Stunden bundesweit den zweit meisten Sonnenschein.
Bayern: Bayern zeigte sich mit 9,3°C (7,9°C) als das insgesamt kälteste Bundesland. So konnte hier am 20. Oktober mit -7,1°C in Oberstdorf auch die tiefste Temperaturen des Herbstes 2009 notiert werden. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge summierte sich auf 192 l/m² (195 l/m²). Mit 336 Stunden wurde das Sonnenscheinsoll (331 Stunden) etwas überschritten. Landsberg am Lech war mit 414 Stunden die sonnenscheinreichste deutsche Station in diesem Herbst.
*Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten zwei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.
(Fotos: © Rainer Sturm / pixelio.de)
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