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14:25 Uhr - Eine Gruppe russischer Ingenieure und Weltraum-Fans will aus eigener Kraft einen Satelliten entwickeln und zum Mond schicken. Das ambitionierte Vorhaben soll mit den Verschwörungstheorien über bisherige Mondlandungen Schluss machen. Wie das gelingen soll, erklärt Projektinitiator Vitali Jegorow im Sputnik-Interview.

„Seit vier Jahren schon schreibe ich über den Weltraum in Blogs und sozialen Medien. Inzwischen habe ich über eineinhalb Millionen Follower, die an der Weltraumthematik interessiert sind“, sagt der Blogger. „Angesichts dieser breiten Leserunterunterstützung habe ich beschlossen, von Worten zu Taten überzugehen – auch um mein eigenes Tätigkeitsfeld auszuweiten“, so Vitali.

n der Hoffnung, sein Projekt werde weltweite Aufmerksamkeit auf sich ziehen, hat sich der Blogger einen sehr speziellen Missionszweck für den Mondsatelliten einfallen lassen: Das Projekt soll Verschwörungstheorien ein Ende setzen, die behaupten, dass einige, wenn nicht alle bisherigen Mondlandungen gefaked waren. Deshalb soll ein Mikrosatellit in die Mondlaufbahn gebracht werden, um von dort aus Fußabdrücke und Mondmobile zu fotografieren, die bei vorherigen Mondmissionen auf der Oberfläche des Erdtrabanten hinterlassen wurden.

„Auch wenn die Ereignisse sehr weit zurückliegen, ist die Frage nach menschlicher Präsenz auf dem Mond immer noch ein heiß diskutiertes Thema in den Medien und sozialen Netzwerken. Ich bin davon überzeugt, dass jeder, der irgendwie mit diesen Diskussionen in Berührung gekommen ist und Fragen dazu hat, Interesse an meinem Projekt haben könnte“, betont Vitali. „Ich persönlich habe natürlich keine Zweifel daran, dass Menschen auf dem Mond gewesen sind. Aber das Ziel unserer Mission ist es, objektive Daten zu diesem Thema zu sammeln, die von persönlichen Einstellungen und Überzeugungen unabhängig wären.“

Über die Überzeugungskraft künftiger Erkenntnisse macht sich Vitali freilich keine Illusionen: „Ich denke nicht, dass ich jemanden überzeugen kann, dessen Meinung von dem abweicht, was unser Satellit zeigen wird. Aber ich werde, sofern wir das Projekt umsetzen können, zumindest zur Geschichte der Mondforschung beitragen“, sagt er. „Wie dem auch sei: Die auf dem Mond hinterlassenen Spuren bleiben dort für Jahrhunderte, sodass jede Raumfähre sie wird erkennen können, wenn sie nur ausreichend nah an die Mondoberfläche herankommt. Und ich wünsche mir einfach, dass unser Satellit der erste ist.“

Derzeit würden einige junge aber sehr erfahrene Weltraumingenieure ehrenamtlich an diesem ambitionierten Projekt mitwirken. Dass dabei nicht alles nach Plan läuft, gehört gewissermaßen zum Erfolg dazu: „Was die Fristen angeht, müssen wir zugeben, dass wir bereits nicht mehr im Zeitplan sind. Momentan arbeitet das Team an der technischen Studie des Projekts. Eigentlich haben wir gehofft, sie in einem Jahr abzuschließen, sind aber bereits über die Frist hinaus. Wenn aber alles Weitere gutgeht, kann die Mission 2020 starten“, erklärt Vitali.

Das verhältnismäßig geringe Gewicht und die kleinen Abmessungen der Mondsonde machen es im Grunde möglich, auf der Trägerrakete eines anderen Weltraumprogramms „mitzufahren“. Bislang sieht das Team zwei Möglichkeiten, die Sonde in einen mondnahen Orbit zu bringen: „Bei der ersten und von uns bevorzugten Variante würde der Satellit auf der Erde in Richtung des Mondes starten – mit ausreichender Power, um die Gravitation zu überwinden. Dabei müssen wir bloß sicherstellen, den Satelliten rechtzeitig abzubremsen, sobald er die für unsere Zwecke erforderliche Umlaufbahn erreicht hat“, erklärt Vitali. Das klingt zwar simpel, bislang konnte aber nur ein einziger Mondsatellit auf diese Weise den Erdtrabanten erreichen: Der sowjetische Luna-10 in 1966.

„Da die Vereinigten Staaten, Europa, China, Indien und Japan den Mond weiterhin erforschen, sind wir guter Dinge, eine Trägerrakete zu finden, die uns per Anhalter durch die Galaxie mitnimmt. Am meisten zählen wir aber auf Roskosmos (den russischen Raumfahrtkonzern – Anm. d. Red.)“, betont der Weltraum-Romantiker.

Die zweite Variante ist ungleich komplexer. Sie sieht vor, die Mondsonde zunächst in den geostationären Orbit zu befördern. „Diese Umlaufbahn verläuft entlang des Erdäquators. Und sie ist bereits voll von zahllosen Telekommunikationssatelliten. Nahezu jeden Monat starten Raketen in diesen Orbit. Damit wären aber nur zehn Prozent der Entfernung bis zum Mond zurückgelegt, weshalb unser Satellit einen großen Treibstoffvorrat benötigen würde. Damit wäre unser Vehikel keine Mikrosonde mehr“, bedauert Vitali.

Aber bis zum Start ist es ja auch noch ein langer Weg, räumt der Blogger ein: „Unser Projekt ist von der Hardware noch weit entfernt. Deshalb lassen wir uns noch Zeit damit, die Raumfahrtagenturen um eine Mitfahrgelegenheit für unsere Sonde zu bitten.“ Ein Grund, die Sache langsam anzugehen, ist das für Vitali aber nicht: „Wir verstehen, dass wir jetzt mit Hochdruck arbeiten müssen, damit der Start 2020 möglich wird. Auf diesem Weg ist jeder nächste Schritt schwieriger als der vorherige. Aber je weiter man vorankommt, desto sicherer wird man, dass das Projekt gelingen kann“, resümiert der Optimist.

(Quelle: Sputnik Deutschland / Copyright © Sputnik)

 

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