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13:04 Uhr - Die Abstürze russischer Weltraumraketen häufen sich besorgniserregend, schreibt die "Nesawissimaja Gaseta" in ihrer Montagsausgabe.

Die Havarie einer Trägerrakete Proton-M mit einem Kommunikationssatelliten am 16. Mai sorgte für weniger Aufregung als vor einem Jahr.

Der für die Rüstungsindustrie zuständige Vizepremier Dmitri Rogosin hatte unmittelbar nach dem Vorfall ein ernsthaftes Gespräch mit den Leitern mehrerer Raketenbetriebe des Raumfahrtforschungszentrums „Michail Chrunitschew“  angekündigt. Er schätzte ein, dass die Raketenbauer von einer „Systemkrise“ betroffen seien, „die einen Verfall der Qualität zur Folge hatte.“ Zudem twitterte er: „Das einzige Mittel für den Kampf gegen Havarien ist, die bereits getroffenen Vereinbarungen zur Reformierung unserer Raketenbaubranche zu erfüllen.“ Rogosin hat nie in einem Raketenbetrieb gearbeitet und glaubt offenbar, dass das Zusammenlegungen von Betrieben und Umbesetzungen in deren Chefetagen sich positiv auf die Arbeit der Ingenieure und Techniker auswirken.

Der Absturz der Proton-Rakete hat aber einen anderen wichtigen Umstand in den Hintergrund gedrängt: Der Satellit Express-AM4R, den die Rakete auf die Erdumlaufbahn bringen sollte, wurde zwar im Rahmen des russischen Weltraumforschungsprogramms für die Jahre 2006 bis 2015, aber vollständig vom europäischen Konzern EADS Astrium gebaut.

Der Vorsitzende des wissenschaftlich-technischen Rates des Staatsunternehmens Rostech, Juri Koptew, hatte im Dezember 2013 geäußert, dass die russische Weltraumgruppierung kleiner als die der USA, der EU und Chinas sei. Ihren Zustand bezeichnete er als „katastrophal“ und warnte, dass Russland nur „eine Nebenrolle bei den internationalen Aktivitäten im Weltall“ spielen würde, „falls keine kardinalen Maßnahmen ergriffen werden.“ Zudem verwies der Experte darauf, dass bei der Herstellung der russischen Raketen 600 ausländische Zulieferteile verwendet werden und dass es Russland an mehr als 500 Baustofftypen mangele.

Bei Express-AM4R handelt es sich aber nicht um einzelne Elemente, sondern um einen Satelliten, den Russland im Ausland komplett herstellen lassen musste und dessen Bau 150 Millionen Euro gekostet hat.

Es ist nicht zu übersehen, dass Russland nicht mehr in der Lage ist, moderne Satelliten zu entwickeln und zu bauen. Es kann dank seiner 40-jährigen Proton-Raketen immer noch die Rolle eines „Weltraum-Kutschers“ spielen, wobei die Raketen nicht mehr so zuverlässig wie früher sind. In absehbarer Zeit sind sie auch nicht mehr konkurrenzfähig.

Doch das ist nicht das einzige Problem der russischen Raumfahrt: Nach der Proton-Havarie sagte ein Vertreter der Raumfahrtbehörde Roskosmos, dass Teile des Satelliten und des Beschleunigungsblocks Breeze-M auf das Altai-Gebirge oder in den Stillen Ozean gefallen sein könnten – selbst nachdem bereits bekannt war, dass der Breeze-Treibstoffbehälter über China abgestürzt war. Erwähnenswert ist auch die Aussage der Sprecherin des Nordamerikanischen Luft- und Weltraum-Verteidigungskommandos (NORAD), Ruth Castro, dass „üblicherweise Raketenstarts weltweit verfolgt“ würden und dass die abgestürzte Proton-Rakete für Nordamerika ungefährlich sei.

Demnach beobachten die Amerikaner  die russischen Raketen ab ihrem Start. Russischen Spezialisten gelingt es dagegen nicht immer, die Spuren der Raketen selbst über russischem Territorium zu ermitteln. Zudem können sie oftmals nicht genau sagen, ob ein Satellit auf einer falschen Laufbahn fliegt oder abgestürzt ist.
(RIA Novosti)

 

 

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