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Als sie noch sehr jung waren, hatten meine Frau und ich unserem Söhnen schon versprochen, gemeinsam in die Wintersportferien zu gehen, aber es hat mehr als 16 Jahre gedauert, bevor wir das einhalten konnten. Immer wieder hatte es Ausflüchte gegeben: entweder hatten wir kein Geld, oder es fehlte einfach den Möglichkeiten (Arbeit, Krankheit, Verpflichtungen usw.). Dazu kommt, dass ich selbst nie Lust zu einem Wintersporturlaub hatte.

seilbahn-oberwiesenthalDieses mal war ich mir bewusst, dass ich einem längeren Aufschub nicht vorbeugen konnte. Meine Familie begrüsste meine Bestätigung mit vollem Herzen. Auch wegen meines Zugeständnisses waren sie völlig damit einverstanden, dass ich den Ort und die Unterkunft bestimmte. Der Pförtner in unserem Markgrafenhaus und das Internet haben mir dabei sehr geholfen und so wurde verabredet, dass wir in der ersten Woche von März nach Oberwiesenthal gehen würden, im Hotel von Jens Weissflog.

Was ich meiner Familie nicht erzählt hatte, dass ich plötzlich sehr gute Möglichkeiten sah, mein Funkhobby auszuüben. Denn alles war da: die Höhe des Ortes (Fichtelberg 1214 m) und das Ausland (Oberwiesenthal liegt an der tschechischen Grenze, 4 km vom Berg Klínovec, mit der Relais-Station OK0E auf 1244 m).

Und weil meine Familie ganztägig mit dem Skifahren beschäftigt war, hatte ich alle Zeit, mich optimal auszustatten und los zu gehen. Mit zwei Handys (TH-G71 und TH-D7), meinem Notebook, meinem GPS und zwei Aussenantennen auf dem Dach des Saab musste es einfach klappen. OM Willfried, DD6UMW, hatte mir vor einiger Zeit, als wir von den QRM und QRN in Berlin gesprochen haben, gesagt: "Je freier und je höher, desto besser kann man funken!". Und das stimmt.

Den ersten Tag arbeitete ich am Fichtelberg, wo es, auch wegen der Schneestürme, so schrecklich kalt war, dass unser Hund Ricky überhaupt keine Lust hatte, den Saab zu verlassen. Aber es gab ausgezeichnete Konditionen: mit OK1XTF aus Vrchlabi im Riesengebirge (in welcher Stadt ich 22 Jahre vorher noch Fussball gespielt hatte) arbeitete ich im 2m-Band über DB0SAX in Collm und der absolute Höhepunkt war eine tadellose Verbindung im 70cm-Band über die Relais-Station am Berg Brocken, 223 km von Oberwiesenthal entfernt.

dampflok_im_schneeDen zweiten Tag fuhr ich erst nach Karlsbad um dänischen Pfeifentabak zu kaufen. Nachher entschloss ich mich von einem hohen tschechischen Berg zu arbeiten. Ich folgte der offenen Strassse nach Bozy Dar, einem Wintersportort, wo sich viele Niederländer aufhielten, an der Grenze mit Deutschland. Mitten im Wald, schon ganz hoch, gab es eine Abzweigung. Die eine Strasse ging nach unten, die andere nach oben. Als Funker entschied ich mich selbstverständlich für die obere Strasse. Die Strasse konnte man gut befahren, die Umgebung war sehr schön und Ricky und ich fühlten uns sehr wohl. Und dann erreichte ich den Punkt, wo die Strasse mit Schnee bedeckt war. Kein Problem, ich konnte bequem weiterfahren. Es ging höher und höher und die Schneeschicht auf der Strasse wurde dicker und dicker. Der Saab fuhr weiter, aber es ging mühsam. Und dann, mit einem Male, konnte ich nicht weiter, das Auto war im Schnee liegen geblieben. Zu meiner Bestürzung konnte ich auch nicht mehr zurück. Ich nahm mein Handy um die Notrufnummer 112 anzurufen und entdeckte, dass es leider kein Signal gab. Ich versuchte die nächste Möglichkeit und versuchte, eine Verbindung über OK0E (145.650 Mhz) zu machen. Und das gelang! Ein OM aus Pilsen (!) war so freundlich, die Polizei in Karlsbad zu informieren und dank meines GPS konnte ich meine Position (50°21'974 und 13°00'800) genau weiterleiten. Innerhalb 20 Minuten war die Karlsbader Polizei schon da, schob den Saab zurück ("Weiter fahren ist unmöglich, sogar mit Schneeketten", teilte man mir mit) so dass ich wieder zurückfahren musste. Das war übrigens auch nicht einfach, weil es 1 km lang keine Wendemöglichkeit gab. Als ich über eine andere Strasse schliesslich Bozy Dar erreichte, konnte ich wieder funken, zwar 300 Meter niedriger als ich geplant hatte. Trotzdem habe ich auch von dort aus schöne QSO’s gemacht, u.a. über die Relais-Stationen Rensteig (JO50RK) und Marktredwitz (JO60BA).

Als die Familie abends wieder vereinigt im Hotel von Jens Weissflog sass, erzählte ich die Geschichte, mit einem dunklen Erdinger vor mir, meiner Familie, die kopfschüttelnd zuhörte. Wie dies alles sei, ich habe meine Frau auf alle Fälle davon überzeugen können, dass es nutzt, alle manchmal notwendige Geräte griffbereit zu haben!

Selbstverständlich machen wir nächstes Jahr wieder Wintersporturlaub und ich werde einen noch höheren Ort als Oberwiesenthal auswählen. Allerdings werde ich den Saab im Tal abstellen.

Wim Maarse, DO1KWM/p
in Oberwiesenthal
Mitglied DARC D17 Berlin-Mitte und DFØBLM

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