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 09:55 Uhr, 21 - Wenn dieses Projekt die Ausschreibung gewinnt, wird es selbst für die Nasa eine ziemlich exotische Mission sein: Die US-Behörde könnte nämlich einen Lander mit Atomantrieb auf den Saturn-Mond Titan schicken und auf einem Kometen landen, der noch zu Sowjetzeiten entdeckt wurde. Dies teilte die Nasa am Mittwoch in Washington mit.

„Dragonfly“ heißt der Lander, der die Oberfläche des Titans erkunden soll. Auf dem Saturn-Mond rumkriechen muss dieses Gerät dann aber nicht, denn es könnte durch dessen schwere Atmosphäre schwirren: ein Kernreaktor und acht leistungsstarke Rotoren sollen dies ermöglichen. Das Fluggerät ist also einer Drohne sehr ähnlich, wohl aber für die Arbeit unter den Extrembedingungen fernab unseres Planeten ausgelegt.

„Der Titan ist ein einzigartiger Himmelskörper, mit einer dichten Atmosphäre, ganzen Seen und Meeren aus Kohlenwasserstoffen und einem sehr schwierigen Klima. Wir wollen die Mission von ‚Cassini‘ und ‚Huygens‘ fortsetzen und herausfinden, ob alle Bausteine des Lebens auf dessen Oberfläche vorhanden sind und Leben dort existieren kann“, sagte Elizabeth Turtle, Leiterin der Dragonfly-Mission, auf der Nasa-Pressekonferenz in Washington.

Das Besondere an dem Dragonfly-Lander sei, dass diese „Libelle“ von Ort zu Ort fliegen und somit hunderte Kilometer zurücklegen könne. Dabei ist die Drohne vollgespickt mit Hightech-Ausrüstung, um die chemische Zusammensetzung des Bodens und der Atmosphäre des Titans zu erforschen: ein Spektrometer, ein Geigerzähler, ein Seismometer, eine Wetterstation sind an Bord – und ein spezieller Bohrer, um Bodenproben aus mehreren Metern Tiefe entnehmen zu können.

Sollte die Nasa ihr endgültiges Ok für die Dragonfly-Mission geben, startet die Sonde 2025 zum Saturn-Mond, wo sie voraussichtlich 2034 ankommt. Der Kernreaktor der Drohne würde dann reichen, um mehrere Jahre auf dem Titan arbeiten zu können, sagt Turtle.

Dragonfly wäre nur eins der beiden Projekte, die die Nasa im Rahmen ihres New Horizons-Programms aussuchen könnte. Das zweite – und nicht weniger wagemutige – Vorhaben innerhalb dieses Programms: Die Raumsonde „Caesar“. Diese Sonde soll einen Kometen anfliegen, dessen Umgebung bereits gut erforscht sei: den Tschurjumow-Gerassimenko, kurz Tschuri, sagt James Green, Leiter der Planetenforschung bei der Nasa.

Benannt ist der Komet nach zwei sowjetischen Wissenschaftlern, die ihn 1969 entdeckt hatten. Die europäische Raumsonde Rosetta hat sich bereits in Tschuris Umgebung umgeschaut, die Caesar-Sonde soll aber einen Schritt weitergehen.

„Man kann Kometen getrost als die wichtigsten Objekte in unserem Sonnensystem bezeichnen. Aber sie sind auch die am wenigsten erforschten Objekte“, sagte Steve Squyres, Leiter der Caesar-Mission, auf der Pressekonferenz. „Sie enthalten jene Stoffe, aus denen unser Planet erschaffen wurde, sie waren sozusagen die wichtigsten Lieferanten organischer Stoffe für die Erde. Was die Kometen von den anderen Körpern im Sonnensystem unterscheidet, sind die flüchtigen Teilchen, die in deren Kern enthalten sind. Diese Teilchen waren schon bei der Geburt unseres Sonnensystems vorhanden.“

Die Caesar-Sonde soll mit einem Ionen-Antrieb ausgestattet sein und den Kometen bald erreichen können. Proben der Materie dieses Himmelkörpers schickt die Sonde dann – wenn alles nach Plan verläuft – 2038 an die Erde zurück, in einer speziellen, hitzeresistenten Kapsel, wie der Missionschef erklärte.

Das New Frontiers-Programm ist von der Nasa im Jahr 2000 gestartet worden. Den Anfang hatte die gleichnamige Raumsonde gemacht, die im Januar 2006 startete und im Juli 2015 den Pluto erreichte. Immer wieder schreibt die Nasa neue Missionen für bestimmte Aufgaben im Rahmen dieses Programms aus. Derzeit liegen der US-Behörde zwölf Vorschläge vor, aus denen sie die Erkundung des Titans und die Erforschung des Tschuris ausgesucht hat.

„Wir starten nur zwei solche Missionen alle zehn Jahre. Heute haben wir zwei Missionen aus einem Dutzend ausgesucht, die an der weiteren Auswahl teilnehmen werden. Die Missionsleiter haben ein Jahr Zeit, um einen detaillierten Plan auszuarbeiten. Im Juli 2019 wird dann eine dieser Missionen für den Start Mitte des nächsten Jahrzehnts ausgesucht“, sagte ein Nasa-Sprecher.

Welche Trägerraketen dafür verwendet würden, stehe noch nicht fest. Jedoch würden bis dahin sicherlich die schwere SLS und andere kosmische Schwertransporter zur Verfügung stehen, sagte der Nasa-Manager Thomas Zurbuchen auf der Pressekonferenz.

(Quelle: Sputnik Deutschland / Copyright © Sputnik)

 

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