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19:06 Uhr - Im Oktober 2017 könnten Russland und China eine allumfassende Kooperationsvereinbarung für die gemeinsame Erschließung des Weltalls für die Jahre 2018 – 2022 unterzeichnen, berichtet RT mit Verweis auf den chinesischen Nachrichtensender CGTN.

In den kommenden fünf Jahren könnten nach Angaben des Senders die beiden kosmischen Großmächte die Erforschung des Mondes und weit entfernter Galaxien vorantreiben, gegen den Weltraumschrott vorgehen sowie neue Materialien und Sattelitensysteme entwickeln.

Die neuste russisch-chinesische Vereinbarung wäre das logische Finale der nun fast seit 15 Jahren andauernden Verhandlungen über ein Kooperationsprogramm zur Erschließung des Weltraums. Dies hätte eine ganze Reihe von entscheidenden Vorteilen für beide Länder.

In erster Linie werden Moskau und Peking die Erschließung des Mondes vornehmen. Beide Länder haben großes Interesse an dem Erdsatteliten. Durchaus möglich ist daher, dass die russisch-chinesische Mondkooperation auch bemannte Flüge und eine dauerhafte Besiedlung des Erdtrabanten beinhalten wird.

Ebenfalls wird vermutet, dass das Programm das Starten von langfristigen Erkundungsmissionen mit Aufklärungssonden beinhalten wird, die zu Zielen außerhalb unseres Sonnensystems gestartet werden würden, sowie die Herstellung neuer Materialien für den Bau zukünftiger Raumflieger.

Ein weiteres zunehmend akutes Problem soll auch angegangen werden – die Beseitigung des Weltraummülls, der tonnenweise um die Erde herumfliegt und immer öfter zu einer Gefahr für Satelliten oder gar die Internationale Raumstation ISS wird.

Die „Road Map“

Nach Angaben von CGTN wird die bevorstehende Kooperation die erste ihrer Art bei den beidseitigen wissenschaftlichen Beziehungen beider Länder werden und eine detaillierte „Road Map“ bis ins Jahr 2022 enthalten.

Die Idee für eine solche Kooperationsausweitung sei um das Jahr 2000 entstanden, als China die ersten Erfolge in dessen Raumprogramm vorweisen konnte und Russland wieder finanzielle Ressourcen zur Wiederaufnahme des eigenen Programms hatte.

Der Wendepunkt war aber die Krise von 2014, als die russisch-amerikanische Weltraumkooperation wegen der politischen Spannungen kurz vor dem Zusammenbruch stand. Washington hat harte Sanktionen gegen russische Wirtschaftszweige verhängt, die auch den hochtechnologischen Weltraumsektor betrafen (etwa durch das Exportverbot einiger Technologien nach Russland).

Diese Sanktionen waren ein Schlag gegen den russischen Sattelitenbausektor, da viele Komponenten aus US-amerikanischer Produktion stammten. Dennoch, trotz zahlreicher Optionen für spürbare Gegensanktionen – (etwa das Einstellen des Transports der US-Astronauten zur ISS) hat Russland auf diese Strafmaßnahmen verzichtet und sich stattdessen auf die Suche nach einem Ersatzlieferanten konzentriert – zu diesem könnte nun China werden.

Gemeinsame Sache

Es ist kein Geheimnis, dass die Amerikaner immer misstrauischer auf die chinesischen Ambitionen im Weltraum blicken. Unter anderem strebt Peking danach, ein eigenes Sattelitennetz aufzubauen, das komplett unabhängig vom amerikanischen GPS wäre (Russland hat es schon mit seinem GLONASS-System).

Eine Kooperation der beiden Länder im Bereich der Navigationssatteliten könnte laut verschiedenen amerikanischen Medien Washingtons Dominanz in diesem Bereich brechen. Dies könnte nicht nur aus der Sicht der rein technologischen Entwicklung entscheidend sein, sondern auch vom militärischen Standpunkt sensibel: Schließlich planen beide Länder auch die Entwicklung von Anti-Satteliten-Waffen, die gegen die amerikanischen Sattelitennetzwerke eingesetzt werden könnten.

Dritte Weltraumsupermacht?

China wird regelmäßig vorgeworfen, hochtechnologische Systeme Russlands und der USA im Bereich der Raumfahrt zu stehlen und zu kopieren. Lange war dies wohl auch der Fall. Nach Ansicht von Experten kann China aber bereits seit 1976 als die dritte Weltraummacht anerkannt werden – das war das Jahr, als Peking es zum ersten Mal schaffte, einen Satelliten zurück zur Erde zu bringen.

Der wahre Durchbruch Chinas kam aber 2003, als das Land das erste bemannte Raumschiff starten ließ sowie 2011 als es nicht nur eine eigene Raumstation in den Orbit hievte, sondern auch die USA der der Zahl der Starts von Weltraumraketen überholte.

Viele der chinesischen Technologien sind in der Tat moderne Umbauten von sowjetischer und amerikanischer Technik – wie etwa das Raumschiff „Shénzhōu“, das im Prinzip eine modernisierte Kopie der sowjetisch-russischen Sojuz ist. Experten heben trotzdem hervor, dass der Anteil an eigenen Technologien in den chinesischen Schiffen diese nicht mehr als „Plagiat“ bezeichnen lassen.

Pragmatisches Interesse

Dennoch, vorsichtiger Pragmatismus bleibt vor allem auf der russischen Seite.

Der Leiter des Instituts für Weltraumpolitik, Ivan Moiseev, hebt hervor: „Ich würde die Bedeutung der kommenden Kooperation nicht überschätzen.“

Die Kooperation trägt einen rein pragmatischen Charakter und ist nur möglich, weil beide Staaten darin einen Vorteil für sich sehen. Eine Verschmelzung der Raumprogramme beider Länder solle man nicht erwarten.

Russland sei nun mal daran interessiert, neue finanzielle Ressourcen heranzuziehen sowie neue Ersatzteillieferanten zu finden. China dagegen braucht weiterhin Hilfe bei seiner technologischen Entwicklung.

Beide Länder könnte sich das Gewünschte geben – darüber hinaus sollte aber nichts erwartet werden.

(Quelle: Sputnik Deutschland / Copyright © Sputnik)

 

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