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Im Rahmen einer neuen NASA-Mission zur Monderforschung (Gravity Recovery and Interior Laboratory/GRAIL) sollen zwei im September in Richtung Mond gestartete Sonden zum Jahreswechsel ihre mondnahe Zielumlaufbahn erreichen. Wie führende Projektteilnehmer am Mittwoch im Rahmen einer Fernsehkonferenz mitteilten, sollen die Zwillingssonden rund 80 Tage eine beispiellose Karte des Schwerefeldes des Mondes „erstellen“. Anhand dieser Karte könne geklärt werden, ob es in der Vergangenheit einen zweiten Erdmond gegeben hatte. Die Sonde GRAIL-A soll am späten Abend des 31. Dezember (MEZ) und ihre „Schwester“ GRAIL-B in der Nacht zum 2. Januar ihre Arbeitsflugbahn erreichen.

Die Entfernung des Mondes zur Erde beträgt rund 402 000 Kilometer. Seinerzeit hatten die US-Raumschiffe Apollo diesen Weg innerhalb von drei Tagen zurückgelegt. Der Flug der GRAIL-Sonden, der auf einer ziemlich komplizierten Route verlief, hat mehr als drei Monate gedauert.

Jede der beiden Sonden soll sich dem Südpol des Mondes nähern und nach einem rund 40-minütigen Einschalten der Triebwerke eine beinahe polare elliptische Umlaufbahn mit einer Umlaufzeit von 11,5 Stunden erreichen. In den darauffolgenden Wochen soll die elliptische Umlaufbahn bis zum Beginn des eigentlichen Forschungsprogramms im März 2012 in eine fast kreisförmige Umlaufbahn umgewandelt werden.

Die Mondsonden, die sich auf der gleichen Umlaufbahn mit einer hohen Geschwindigkeit hintereinander bewegen sollen, haben die Aufgabe, den Abstand zwischen einander exakt zu messen und die durch Gravitationsanomalien verursachten Änderungen zu registrieren. Laut der wissenschaftlichen Projektleiterin Maria Zuber soll der Abstand zwischen den beiden Sonden bis auf Zehntel Micron genau ermittelt werden.

Die zu gewinnenden Erkenntnisse über die Gravitationsanomalien auf dem Mond können Aufschluss über das Innere des Erdtrabanten und dessen Evolution geben.

Laut Zuber besteht eines der Haupträtsel des Mondes darin, dass sich die sichtbare Seite und die Kehrseite des Erdtrabanten geologisch stark voneinander unterscheiden. Die sichtbare Mondseite weist eine recht dünne Kruste auf, von der ein großer Teil von „Meeren“ überzogen ist. Die Kehrseite hat eine dicke Mondkruste, weist faktisch keine Meere auf und wird von hohen Bergen eingenommen.

Laut einer Hypothese von Martin Jutzi von der Universität Bern (Schweiz) und seinem Kollegen Erik Asphaug von der Kalifornischen Universität in Santa-Cruz (USA) prallte ein zweiter Erdtrabant, der gleichzeitig mit dem Mond entstanden sein könnte und ein Drittel so groß war wie der Mond, mehrere Jahrmillionen nach seinem Entstehen gegen den Mond und „verschmierte sich“ über dessen Kehrseite. Einzelne Splitter des Kleinplaneten „klebten“ am Mond fest.

„Wir werden nun Informationen gewinnen können, die der Überprüfung dieser Hypothese dienlich sein werden“, so Zuber.

Das wissenschaftliche Hauptprogramm der Mondmission soll 82 Tage  - vom März bis Juni  - dauern. Wenn die Zwillingssonden die im Juni erwartete Mondfinsternis „überleben“ sollten, wollen die Forscher die NASA um eine Verlängerung der Mission bitten.
(RIA Novosti).

 

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